Die Arbeiterinnen von Hummeln schleichen sich in fremde Nester und pflanzen sich dort heimlich fort. Dabei gehen sie deutlich aggressiver vor als einheimische Arbeiterinnen, die ebenfalls gelegentlich verbotene Kinderwünsche befriedigen. Das haben Wissenschaftler der Zoologischen Gesellschaft in London entdeckt. Die Forschergruppe um Andrew Bourke berichtet über ihre Arbeit in der Fachzeitschrift Nature (Bd. 430, S. 557).
Für gewöhnlich obliegt die Fortpflanzung bei
Hummeln allein der Königin. Aber manche Arbeiterinnen produzieren gelegentlich eigene Nachkommen, obwohl die Königin das zu verhindern sucht. Die Zahl der Rebellen gegen das Fortpflanzungsmonopol der Königin ist aber gering. Bisherige Theorien erklären das mit der nahen Verwandtschaft von Königin und Arbeiterinnen: Da die Nachkommen der Königin genetisch fast identisch mit den Arbeiterinnen sind, würde solche illegalen Nachkommen die genetische Vielfalt nicht steigern.
Sehr viel fortpflanzungswilliger sind hingegen Arbeiterinnen, die in ein anderes Nest wechseln und dort illegale Nachkommen haben. Die eingewanderten Arbeiterinnen vermehrten sich schneller und beschützten auch ihre Brut besser als die einheimischen Hummeln, fanden die Wissenschaftler, als sie deren Verhalten an 32 Hummelvölkern beobachteten.
Hinter der Einwanderung in fremde Nester stecke möglicherweise eine geschickte Fortpflanzungstrategie, vermuten die Forscher. Die ausgewanderten Arbeiterinnen vermehrten sich deshalb besonders schnell, weil sie im fremden Nest nicht von engen Verwandten umgeben seien. Die bestehenden Ideen über die perfekte Zusammenarbeit unter staatenbildenden Insekten müssten daher wohl erweitert werden, schreiben die Wissenschaftler: Auch der Eigensinn einzelner Individuen sei zu berücksichtigen.
ddp/bdw ? Benjamin Eckenfels