Für dieses Problem haben Steinberg und seine Kollegen jetzt jedoch möglicherweise eine Lösung gefunden: Sie spritzten den Ratten die Stammzellen nicht direkt in das Gewebe, das durch den Schlaganfall verletzt worden war, sondern in benachbartes gesundes Hirngewebe. Einen Monat später waren die meisten dieser Zellen immer noch am Leben und hatten begonnen, in Richtung der Verletzung zu wandern. Etwa die Hälfte der Stammzellen hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits in Nervenzellen verwandelt und stand so für die Reparatur des zerstörten Gewebes zur Verfügung.
Die Wissenschaftler verwendeten für ihre Studie so genannte fötale Hirnstammzellen. Diese Zellen stammen ursprünglich aus knapp 20 Wochen alten Embryonen, bei denen Spezialisierung der Gehirnzellen bereits begonnen hat. Da sich die Zellen aber immer noch in einem frühen Entwicklungsstadium befinden, sind sie sehr flexibel und können sich in verschiedene Arten von Gehirnzellen verwandeln. Im Gegensatz zu den embryonalen Stammzellen, die aus nur wenigen Tage alten Embryonen gewonnen werden, sind sie jedoch nicht mehr in der Lage, alle möglichen Zellarten zu bilden. Die fötalen Stammzellen haben aber einen entscheidenden Vorteil: Sie können im Labor kultiviert und auch relativ problemlos vermehrt werden. Daher bestehen gegen sie weniger schwere ethische Bedenken als gegen embryonale Stammzellen, für deren Gewinnung ein Embryo getötet werden muss.
Trotz der vielversprechenden Ergebnisse sei es jedoch noch ein langer Weg bis zu einer möglichen Stammzelltherapie, kommentieren die Forscher. So sei beispielsweise nicht klar, ob die neuen Nervenzellen tatsächlich die Funktion der alten übernehmen könnten, so dass beispielsweise Lähmungen nach einer solchen Behandlung verschwinden.