Lipp und seine Kollegen werteten die Daten von über 200 Flügen aus, bei denen die Tauben mit einem GPS-Empfänger als Flugschreiber auf dem Rücken bis zu 80 Kilometer lange Heimwege zu bewältigen hatten. Tauben orientieren sich vor allem zu Beginn ihres Rückfluges an Straßen und Bahnlinien, fanden die Forscher heraus. Nahe am Ziel verlassen die Vögel diese Verkehrswege und orientieren sich wieder mehr an markanten Punkten im Gelände.
Die Tiere nutzen die Straßen dann besonders gerne zur Orientierung, wenn sie die jeweilige Strecke schon einmal geflogen sind. Die Forscher schließen daraus, dass die Tauben bei ihren Flügen instinktiv lernen, die Verkehrswege in ihre Navigation mit einzubeziehen. Sie justieren dabei den von ihrem inneren Kompass vorgegebenen Kurs immer wieder neu, vermuten die Forscher. Mit der Navigation entlang von Straßen hätten die Tiere den Kopf für andere Dinge frei, beispielsweise um nach Feinden Ausschau zu halten.
Tauben besitzen ein bemerkenswertes Orientierungsvermögen. Dieses beruht zu einem großen Teil auf ihrer Fähigkeit, sich am Erdmagnetfeld zu orientieren. Die Studie der Forscher bestätigt frühere Beobachtungen, nach denen Tauben ihre Orientierungsstrategie bei Bedarf wechseln.