Menschen sind im Freien einer höheren Dosis UV-Strahlung ausgesetzt als bislang angenommen: Zusätzlich zu dem von oben eingestrahlten Sonnenlicht belasten auch die UV-Strahlen den Körper, die bei tiefstehender Sonne von der Seite auftreffen. Das hat ein Münchner Forscherteam bei ausführlichen Messungen an unterschiedlich ausgerichteten Oberflächen herausgefunden. Bislang wurde die Strahlendosis nur anhand von Messungen an flachen Oberflächen hochgerechnet. Das berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist (Ausgabe vom 24. Juli, S. 15).
Um die tatsächliche Belastung mit UV-Strahlen abzuschätzen, installierten die Wissenschaftler um Peter Hoeppe von der Forschungsgruppe Geowissenschaften der Münchner Rückversicherung 27 verschieden große Flächen in unterschiedlichen Winkeln zum Erdboden. Drei Jahre lang wurde alle zwei Minuten gemessen, wie viel UV-Strahlung auf die Oberflächen traf. Aus diesen Daten entwickelten die Forscher ein dreidimensionales Modell eines menschlichen Körpers, das sehr detailliert die Strahlenbelastung bei verschiedenen Sonnenständen und Körperhaltungen zeigt.
Dabei zeigte sich, dass unter bestimmten Bedingungen ein stehender oder gehender Mensch mehr UV-Strahlung ausgesetzt ist als ein liegender. Auch die Rückstrahlung der direkten Umgebung, die in dem Modell ebenfalls berücksichtigt wurde, kann nach Angaben der Wissenschaftler die Strahlenmenge deutlich beeinflussen. So reflektiere Schnee beispielsweise fast 60 Prozent der auftreffenden UV-Strahlen und verstärke dadurch die Strahlenbelastung. Diese Ergebnisse sollten jedoch nicht überbewertet werden, kommentiert der New Scientist. Die Hauptbotschaft bleibe weiterhin: Der beste UV-Schutz ist lange Kleidung und Schatten.
Die Originalarbeit der Forscher ist im Fachmagazin „International Journal of Biometeorology“ erschienen (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1007/s00484-004-0211-9).
ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel