Ein internationales Team von Wissenschaftlern aus der Schweiz, Deutschland und den Vereinigten Staaten glaubt, in den Tiefen des Ozeans einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Eiszeiten und den kosmischen Strahlen gefunden zu haben. Dazu untersuchten die Forscher Bohrkerne des Ozeangrundes auf ihren Gehalt an Beryllium-10. Dieses Isotop wird durch das Auftreffen der Strahlen auf die Erdatmosphäre gebildet, und seine zeitliche Verteilung scheint gut mit den Zyklen von Eiszeiten überein zu stimmen. Darüber berichten die Forscher auf dem PrePrint-Server Strahlen arXiv.org.
Das Wissenschaftlerteam um Jasper Kirkby vom europäischen Kernforschungszentrum CERN bei Genf glaubt, dass die Schwankungen des die Erde treffenden Flusses kosmischer Strahlen durch Veränderungen des Erdmagnetfelds verursacht wurden. Die aus schnellen, geladenen Teilchen bestehenden Strahlen bewegen sich nämlich an den magnetischen Feldlinien der Erde entlang und werden so zum größten Teil zu den Polen hin abgelenkt ? ein Effekt, der als „magnetische Flasche? bezeichnet wird.
Einer vor mehreren Jahren von Forschern aus Dänemark veröffentlichten Theorie zufolge könnte ein verstärktes Auftreffen kosmischer Strahlen auf die Erdatmosphäre eine erhöhte Wolkenbildung einleiten, da sich durch Wechselwirkungen mit den Molekülen der Erdatmosphäre Kondensationskeime ausbilden können. Dadurch wird die Erdatmosphäre abgekühlt und somit Eiszeiten eingeleitet.
Ob dieses neue Modell der Entstehung von Eiszeiten allerdings Bestand haben wird, muss sich erst noch zeigen. Dazu müssen zum Einen die zeitlichen Schwankungen des Strahlenflusses noch genauer untersucht werden, und zum Anderen wird auch die Theorie zur Ausbildung der Kondensationskeime bisher noch von zahlreichen Forschern bezweifelt.
Stefan Maier