Affen können durch Zusehen und Nachahmen nicht nur einfache motorische Fähigkeiten erlernen, sondern auch geistige Fertigkeiten. Das haben amerikanische Forscher in umfangreichen Verhaltensexperimenten nachgewiesen. Ihre Untersuchungen schildern Francys Subiaul von der Columbia-Universität in New York und Kollegen in der Fachzeitschrift Science (Bd. 305, S. 407).
Viele Studien belegen, dass Affen gesehene Bewegungen nachahmen können. Bisher fragten sich Wissenschaftler jedoch, ob sie auch abstrakte Regeln durch pures Abgucken erfassen und anwenden können. Dieser Frage ging das Team um Subiaul nun auf den Grund. Die Forscher brachten zwei Rhesusaffen zunächst bei, vier Fotos in eine bestimmte Reihenfolge zu sortieren. Die Affen Horatio und Oberon lernten, diese Aufgabe mit unterschiedlichen Bildern auszuführen. Insgesamt konnten sie siebzig verschiedene Kombination von je vier Fotos ordnen.
Für die weiteren Experimente bestimmten die Wissenschaftler jeweils einen der Affen als Lehrer, den anderen als Schüler. Während der Lehrer eine Bilderserie sortierte, die er im Gegensatz zum Schüler bereits kannte, konnte der Schüler ihm manchmal dabei zusehen, manchmal jedoch auch nicht.
Danach durfte auch der Schüler die Fotos ordnen. Hatte er zuvor beobachtet, wie die Bilder sortiert wurden, führte er die Aufgabe anschließend wesentlich besser aus als wenn er sie ohne die Lernerfahrung durch Zusehen erledigen musste. Da die Bilder vor dem Ordnen in einem Rahmen mit vier mal vier Feldern an immer anderen Stellen platziert waren, war ausgeschlossen, dass die Tiere lediglich reine Bewegungsabläufe lernten.
ddp/bdw ? Cornelia Dick-Pfaff