Nicht nur Tiere in arktischen und gemäßigten Regionen halten in der kalten Jahreszeit Winterschlaf. Deutsche Biologen haben in den Tropen einen Primaten entdeckt, der sieben Monate des Jahres verschläft, selbst wenn die Außentemperaturen 30 Grad Celsius überschreiten. Das sei das erste Mal, dass ein anhaltender Winterschlaf bei einem tropischen Säugetier beobachtet wurde, berichten Kathrin Dausmann und Gerhard Heldmaier von der Universität Marburg und ihre Kollegen in der Fachzeitschrift Nature (Bd. 429, S. 825). Auch handele es sich um den ersten Nachweis für eine solche Ruheperiode bei Primaten.
Die Forscher beobachteten insgesamt 15 Fettschwanzmakis
(Cheirogaleus medius) auf Madagaskar. Die kleinen Lemuren halten ihren Winterschlaf von Ende Februar/Anfang März bis Ende August/Anfang September in Baumhöhlen. Währenddessen passt sich ihre Köpertemperatur der Lufttemperatur in der Höhle an. In gut isolierten Baumhöhlen bleibt sie hingegen relativ konstant.
Mit der Temperatur ändert sich auch das Schlafverhalten: Bleibt die Körpertemperatur der Primaten in gut isolierenden Baumhöhlen konstant unter etwa 28 Grad Celsius, können sie nicht durchgehend schlafen und die Tiere wachen von Zeit zu Zeit auf. Überschreitet sie dagegen mit den täglichen Temperaturschwankungen wiederholt 30 Grad Celsius, dann reicht dem Metabolismus die Energie anscheinend aus, um durchschlafen zu können.
Alle Winterschläfer wachten zwischendurch auf, erklärt Heldmaier gegenüber ddp. „Das ist der erste Fall, dass ein Winterschläfer nicht aufwacht.“ Endgültig zu Ende ist die Schlafsaison für die Fettschwanzmakis, wenn Ende August der Frühling kommt. Dafür sind andere Mechanismen wie zum Beispiel die innere Uhr verantwortlich.
ddp/bdw ? Cornelia Dick-Pfaff