James Nieh fand zusammen mit seinen brasilianischen Kollegen nun heraus, dass Bienen der Art Trigona spinipes tatsächlich Duftmarkierungen artfremder Bienen ausspionieren können. In ihren Experimenten boten sie zwei Bienenarten voneinander getrennte Futterplätze an und sammelten auf Papierscheiben die Duftmarken beider Spezies. Anschließend befestigten die Wissenschaftler die markierten Papierscheiben an neuen Nahrungsquellen. Entdeckten die Bienen der einen Art nun den Duft der Konkurrenz, so bevorzugen sie diesen gegenüber dem Geruch ihrer eigenen Koloniemitglieder. Die entsprechende Futterquelle wurde von den aggressiven Bienen besetzt und die Gegner äußerst gewaltsam vertrieben. Die unterlegenen Bienen mieden ihrerseits jene Futterplätze, die nach den kampflustigen Nektarsammlern dufteten.
Die Wissenschaftler vermuten, dass diese Form der Spionage zur Entwicklung neuer Kommunikationsformen beigetragen haben könnte. Wenn eine Nahrungsquelle vor fremden Augen, Ohren oder Nasen geheimgehalten werden soll, ist es von Vorteil, an Familien- oder Stammesmitglieder Nachrichten weiterzugeben, die nicht abgehört werden können. Auf diese Weise könnte die Kommunikation der Bienen innerhalb des Nestes entstanden sein, zu der beispielsweise der sogenannte Bienentanz gehört.