Der Urschrei des Universums hörte sich an wie das abklingende Donnergrollen eines landenden Flugzeugs und ging dann nach 400.000 Jahren in ein ohrenbetäubendes Zischen über. Ganz am Anfang herrschte aber absolute Stille, berichtet das britische Wissenschaftsmagazin New Scientist.
Der Astronom
Mark Whittle von der University of Virginia präsentierte auf einer Tagung der American Astronomical Society eine Klangprobe vom Urknall ? allerdings um 50 Oktaven nach oben verschoben, damit das Geräusch für menschliche Ohren hörbar wurde. Während beim Kammerton a genau 440 Schwingungen pro Sekunde beim Ohr eintreffen, brauchten die kosmischen Schallwellen 50.000 Jahre für eine Schwingung. Wie Whittle berichtete, war das Geräusch aber kein reines atonales Grollen, sondern enthielt auch Akkorde. Von der Lautstärke her erreichte der kosmische Klang 110 Dezibel ? das entspricht etwa dem Getöse bei einem Rockkonzert.
Für seine Vorführung wertete Whittle die verfügbaren Daten zur kosmischen Hintergrundstrahlung des Universums aus. Kurz nach dem Urknall breiteten sich die ersten Dichtefluktuationen im Weltall aus, die sich dann als Schallwellen ausbreiteten. Die tiefen Basstöne der kosmischen Kakophonie formten schließlich den Teppich, aus dem sich später die Galaxien bildeten, die hohen Töne bildeten die Saatkörner für die erste Sternengeneration.
Heute können sich im Universum keine Schallwellen mehr ausbreiten, schließlich ist der Kosmos ein nahezu perfektes Vakuum. Doch während der ersten Millionen Jahre war die Materie noch so dicht gedrängt, dass Schall sich fortpflanzen konnte ? und zwar mit halber Lichtgeschwindigkeit.
Ute Kehse