Amerikanische Wissenschaftler haben bei Würmern ein Gen entdeckt, das den Hang zum Alkohol beeinflusst. Eine Veränderung des Erbguts an dieser Stelle lässt Würmer der Art Caenorhabditis elegans unterschiedlich auf Alkohol reagieren. Über diesen Fortschritt bei der Suche nach den genetischen Grundlagen des Alkoholismus berichten Andrew Davies und seine Kollegen von der University of California San Francisco im Fachmagazin Neuron (Bd. 42, S.731).
Forscher suchen seit langem nach Genen, die entscheiden, wie sensibel Menschen auf Alkohol reagieren. Bisher konnte jedoch noch kein Gen gefunden werden, das eindeutig mit der krankhaften Lust am Trinken zusammenhängt. Andrew Davies und sein Team entdeckten nun beim Rundwurm
Caenorhabditis elegans eine Sequenz im Erbgut, die die Empfindlichkeit gegenüber Alkohol beeinflusst. Hierbei handelt es sich um das so genannte NPR-1-Gen. Dieses Gen codiert ein Protein, das im Gehirn eine Art Rezeptorfunktion übernimmt. Das Eiweiß beteiligt sich somit an der Kommunikation zwischen den Gehirnzellen.
In ihren Experimenten setzten die Forscher Wurmgruppen mit unterschiedlicher Abstammung alkoholischen Medien aus. Der Ethanolgehalt in den Versuchsgefäßen entsprach dabei in etwa Alkoholkonzentrationen, die beim Menschen bereits toxisch wirken. Die Experimente zeigten: Würmer aus englischen Labors vertrugen den Alkohol nicht so gut wie jene Würmer, die aus Hawaii importiert worden waren. Ein Vergleich des Wurmgenoms zeigte, dass sich beide Wurmgruppen geringfügig in der Sequenz des NPR-1-Gens unterschieden.
Wissenschaftler erhoffen sich nun Fortschritte bei der Frühdiagnose von Alkoholsucht. Vorläufige Untersuchungen am entsprechenden Gen beim Menschen liefern allerdings noch sehr widersprüchliche Ergebnisse. Caenorhabditis elegans ist ein Modellorganismus, dessen Erbgut bereits sehr genau untersucht ist. Viele Gene dieses Wurms finden sich nur geringfügig abgewandelt im menschlichen Genom wieder.
ddp/bdw ? Kathrin Lengfellner