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Clever fressen hilft überleben und hängt die Konkurrenz ab

Erde|Umwelt

Clever fressen hilft überleben und hängt die Konkurrenz ab
Die Raupen des Schmetterlings Heliothis subflexa haben eine besonders raffinierte Überlebensstrategie entwickelt: Sie können sich von Pflanzen der Gattung Physalis ernähren, ohne an Mangelernährung zugrunde zu gehen. Diesen Pflanzen fehlt eine bestimmte Fettsäure, was bei vielen anderen Raupenarten zum Verhungern führt. Die Raupen des Schmetterlings Heliothis subflexa können dagegen ohne diese Fettsäure überleben. Sie schützen sich damit gleichzeitig vor einer Infektion mit Parasiten. Das berichten Mark Mescher und Kollegen von der Pennsylvania State Universität in der Fachzeitschrift PNAS (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1073/pnas.0403248101).

Im Laufe der Evolution haben Pflanzen eine Reihe von Strategien entwickelt, um sich vor Fressfeinden zu schützen: Einige bieten nicht genügend Nährstoffe, um eine attraktive Futterquelle darzustellen. Andere produzieren ungenießbare oder gar tödliche Giftstoffe. Eine besonders ausgeklügelte Taktik mancher Pflanzen besteht darin, spezielle Chemikalien an den Fressfeind abzugeben. Von einer Raupe gekaut und verdaut können derartige Stoffe beispielsweise parasitäre Wespen anlocken. Diese injizieren ihre Eier in den Raupenkörper, was schließlich zum Tod der krabbelnden Blattfressers führt.

Amerikanische Forscher beobachteten nun, dass die Raupen des Schmetterlings Heliothis subflexa im Gegensatz zu anderen Raupen keine parasitären Wespen anziehen. Die Wissenschaftler vermuteten zunächst einen Zusammenhang mit den Futterpflanzen dieser Raupe: Heliothis subflexa ernährt sich von Pflanzen der Gattung Physalis, zu denen beispielsweise grüne Tomaten oder Lampionblumen gehören.

Tatsächlich konnten Mark Mescher und sein Team nachweisen, dass der Verzehr dieser Pflanzen auch andere Raupenarten vor Wespen schützte. Anscheinend schütten diese Futterpflanzen in ihren Früchten keinerlei Chemikalien aus, die parasitären Wespen als Duftwegweiser dienen. Außerdem bieten die Fruchthülsen der Physalis-Pflanzen eine Art häuslichen Unterschlupf, in dem die Raupen geschützt und ungestört fressen können. Dennoch starben viele Raupen aus diesem Experiment an Mangelerscheinungen.

Weshalb hingegen die Larven von Heliothis subflexa nicht verhungern, zeigten weitere Untersuchungen: Offenbar können die Larven auf eine für Insekten lebensnotwendige Fettsäure verzichten, die andere Raupen aus der Nahrung aufnehmen müssen. Das Fehlen dieser Fettsäure in den Physalis-Pflanzen ist damit gleichzeitig der Schlüssel zum Parasitenschutz: Können Raupen das unvollständige Nähstoffangebot dieser Pflanzen nutzen, steht ihnen eine Futterquelle zur Verfügung, von der keine Gefahr durch Parasitenlockstoffe ausgeht. Außerdem ist ohne diese Fettsäure keine Entwicklung der Wespenlarven im Körper von Heliothis subflexa möglich.

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