Mäuse mit einem schnellen Stoffwechsel leben länger als Artgenossen mit einem langsameren Nährstoffumsatz. Diesen Zusammenhang haben britische Wissenschaftler entdeckt, als sie bei 42 Mäusen die Menge an aufgenommener Nahrung und Sauerstoff mit der Lebenserwartung der Tiere verglichen. Die Mäuse, die am meisten Energie umsetzten, hatten dabei eine bis zu einem Drittel längere Lebensspanne als die, deren Stoffwechsel nur sehr langsam ablief. Das berichtet der Online-Dienst der Fachzeitschrift „Nature“. Die Entdeckung der Forscher wirft Zweifel an der Allgemeingültigkeit der uralten Theorie auf, dass ein langsamer Stoffwechsel ein Garant für langes Leben ist.
Große Tiere wie beispielsweise Elefanten, die nur eine sehr langsame Stoffwechselrate haben, leben im Allgemeinen länger als kleine Tiere mit einem hohen Nahrungs- und Energieumsatz. Dieser Zusammenhang scheint jedoch nur beim Vergleich verschiedener Arten zuzutreffen, legen die Ergebnisse von John Speakman und seinen Kollegen von der
Universität Aberdeen nahe. Werden einzelne Tiere der gleichen Art verglichen, verlängert ein schneller Stoffwechsel dagegen offensichtlich das Leben.
Die Wissenschaftler vermuten, dass diese längere Lebenserwartung damit zusammenhängt, wie gut die Zellen der Tiere Energie umsetzen können. Eine Schlüsselrolle spielen dabei die Mitochondrien, die kleinen Zellkraftwerke, in denen der letzte Schritt der Energiegewinnung aus Nährstoffen stattfindet. Ein Teil dieser Energie wird als Wärme freigesetzt, während der Rest im Körper gespeichert wird. Dabei entstehen aggressive freie Radikale, denen eine zentrale Rolle beim Altern zugeschrieben wird.
Die Forscher fanden bei den langlebigen Mäusen veränderte Mitochondrien, die einen größeren Anteil der gewonnenen Energie in Wärme umwandeln als die ihrer Artgenossen. Gleichzeitig entstehen in diesen auf Hochtouren laufenden Zellkraftwerken weniger freie Radikale, was nach Ansicht der Wissenschaftler das verlängerte Leben erklären könnte. Ob auch beim Menschen ein ähnlicher Zusammenhang zwischen Stoffwechselrate und Lebenserwartung besteht, wollen Speakman und seine Kollegen in weiteren Untersuchungen herausfinden.
ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel