Der Urkontinent Gondwana existierte bis vor etwa 100 Millionen Jahren und damit länger als bislang angenommen. Das schließt der Paläontologe Paul Sereno aus der Entdeckung der Überreste zweier Dinosaurier in Afrika. Die beiden Exemplare sind mit einer bisher nur aus Südamerika bekannten Saurierart verwandt. Eine solche Verwandtschaft lässt sich nur erklären, wenn der Kontinent Gondwana etwa 20 Millionen Jahre später in das heutige Südamerika, Indien und Afrika zerfallen ist als bislang angenommen. Das schreibt der Paläontologe von der Universität von Chicago in der Fachzeitschrift Proceedings of the Royal Society of London: Biological Sciences (DOI: 10.1098/rspb.2004.2692).
Einer der beiden gefundenen Dinosaurier, Rugops primus, lebte vor 95 Millionen Jahren und war über neun Meter lang. Sein Körper war mit einem Panzer bedeckt, der durch Blutgefäße durchbrochen war. Auffällig ist eine Reihe von sieben Löchern auf dem Schädel in der Schnauzenregion. Sereno vermutet, dass es sich hierbei um Ansatzstellen für eine Art Kopfschmuck handeln könnte, aus denen sich bei später Hörner entwickelt haben könnten. Der Kiefer des Tieres trägt nur kleine Zähne. Dieses Merkmal lässt darauf schließen, dass Rugops kein Jäger war, sondern sich eher von Aas ernährte. Bei der zweiten Dinosaurierart, Spinotropheus gautieri, handelt es sich um einen entfernten Vorfahren von Rugops, der vor 135 Millionen Jahren auf Gondwana lebte und ebenfalls ein Fleischfresser war.
Beide Arten gehören zur Familie der Abelisauridae und wurden erstmals auf dem afrikanischen Kontinent gefunden. Bislang war lediglich ein Schädelfund eines Abelisaurus in Argentinien bekannt. Das Vorkommen so nah verwandter Saurier auf zwei weit voneinander entfernten Kontinenten sei nur dadurch zu erklären, dass die beiden Erdteile damals, als sich diese Arten entwickelten, noch miteinander verbunden gewesen seien, erklärt Sereno. Frühestens vor 100 Millionen Jahren hätten sich die beiden Erdteile durch die Kontinentaldrift voneinander getrennt.
ddp/bdw ? Oliver Schmid