Je fürsorglicher sich bei den Sandgrundeln ein Fischmännchen um den Nachwuchs kümmert, desto schneller erobert es die Herzen des weiblichen Geschlechts. Die Herren sind allerdings nur so lange vorbildliche Väter, wie ein Weibchen zuschaut: Ist das Weibchen weg, vergessen die Väter ihre Fürsorge oft sehr schnell und vergreifen sich am Gelege. Dies berichten finnische Biologen von der Universität Helsinki in der Fachzeitschrift Behavioral Ecology (Nr. 15, S. 199)
Brutpflege ist bei Fischen nicht ungewöhnlich: Etwa 20 Prozent aller Fischarten kümmern sich um ihren Nachwuchs. Bei den Sandgrundeln spielt emsiges Brutpflegeverhalten jedoch schon bei der Partnerwahl eine entscheidende Rolle. Die Wissenschaftler beobachteten, dass sich männliche Sandgrundeln beim Bau der Muschelnester und der Bewachung der Eier besonders ins Zeug legten, wenn ein Weibchen anwesend war. Die Männchen verteidigten die Muscheln, tarnten sie mit Sand vor Feinden und wedelten den Eiern mit den Brustflossen frisches, sauerstoffreiches Wasser zu. Sobald die Fischmännchen jedoch unbeaufsichtigt waren, wandelten sich die Softies sehr schnell zu kannibalischen Machos: Sie vernachlässigten ihre väterlichen Pflichten, knabberten die Eier an und verschlangen teilweise ganze Gelege.
Die Sandgrundel-Männchen seien in der Lage, ihr Verhalten an ihre künftigen Fortpflanzungschancen anzupassen, erläutert Wissenschaftlerin Colette St. Mary. Für Fischweibchen sei es praktisch zu wissen, welche Männchen gute Väter sind. Die Männchen erhöhen sich auf diese Weise ihre Chancen bei künftigen Partnerinnen. Die Forscher sehen durchaus Parallelen zum menschlichen Verhalten. Männer, die sich als gute Väter zeigen, sind bei der Damenwelt hoch angesehen. Das Klischee, dass Männer, die mit einem Baby oder einem kleinen Kind unterwegs sind, leichter Kontakt knüpfen, treffe in vielen Fällen zu. Oft reiche auch der liebevolle Umgang mit einem Hundewelpen aus, um Frauen für sich zu begeistern.
bdw/ddp ? Oliver Schmid