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Viel Auge für wenig Licht

Erde|Umwelt

Viel Auge für wenig Licht
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Leben unter der Erde, können aber gut sehen: die auch Sandgräber genannten afrikanischen Mulle. Foto: Hynek Burda, Universität Duisburg-Essen
Manche afrikanischen Mulle haben überraschend gut ausgebildete Augen, obwohl sie unterirdisch in absoluter Dunkelheit leben. Das hat ein deutsch-tschechisches Forscherteam bei diesen so genannten Sandgräbern entdeckt. Auch hat die Netzhaut der Nager einen hohen Anteil an Zapfen – jenen Lichtsinneszellen, die eigentlich für das farbige Sehen bei Tageslicht verantwortlich sind. Wozu die Tiere diese Sinneszellen benötigen, wissen die Forscher noch nicht. Über ihre Ergebnisse berichten Leo Peichl vom Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt und seine Kollegen in der Fachzeitschrift „European Journal of Neuroscience“ (Bd. 19, S. 1545).

Viele Säugetiere haben sich im Laufe der Evolution unter die Erde zurückgezogen. Die meisten dieser Nager, Insektenfresser und Beuteltiere besitzen extrem zurückgebildete Augen oder sind sogar vollkommen blind. Evolutionsforscher vermuten darin eine Anpassung an den lichtlosen Lebensraum. Um so erstaunlicher ist es, dass Peichl und seine Kollegen bei dem Graumull Cryptomys anselli, dem Riesengraumull C. mechowi und dem Nacktmull Heterocephalus glaber eine anatomisch völlig normal entwickelte Netzhaut gefunden haben. Nach bisherigem Wissen leben diese Nager ausschließlich im Untergrund.

Die Biologen fanden zudem einen ungewöhnlich hohen Anteil an Zapfen unter den Lichtsinneszellen der Sandgräber. Mit zehn Prozent liegt er sogar deutlich höher als bei nachtaktiven Nagern wie Ratte und Maus, die einen Zapfenanteil von ein bis drei Prozent besitzen. Dafür ist die Dichte des zweiten Typs von Lichtsinneszellen, den für das Sehen bei schwachem Licht zuständigen so genannten Stäbchen, bei den Mullen nur etwa ein Viertel so hoch wie bei Mäusen und damit vergleichsweise gering. Auch die Verteilung der verschiedenen Zapfentypen in der Mull-Netzhaut erwies sich bei näherer Untersuchung als äußerst ungewöhnlich: Während die meisten Säugeraugen 90 Prozent grünempfindliche Zapfen haben und nur 10 Prozent blauempfindliche, ist dieses Verhältnis bei den afrikanischen Mullen genau umgekehrt.

Solche Besonderheiten erklären Biologen gewöhnlich als Anpassungen an eine spezielle Umgebung. Da nutzlose Strukturen unnötige Energie kosten würden, gibt es sie in der Natur gewöhnlich nicht. Die Netzhauteigenschaften der Mulle stellen jetzt jedoch die These in Frage, dass sich Augen beim Leben in Dunkelheit zurückbilden. In weiteren Verhaltensversuchen und Freilandstudien wollen die Forscher versuchen zu verstehen, welchen Nutzen die Mulle von ihren Augen haben – etwa, ob sie ihren dunklen Lebensraum vielleicht doch hin und wieder verlassen.

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