Genmutationen müssen nicht immer negativ sein, sie können auch positive Auswirkungen haben: Spanische Wissenschaftler haben in einer Studie mit knapp 4.000 Probanden eine Veränderung im Erbgut entdeckt, die vor Bluthochdruck schützen kann. Bei den Testteilnehmern mit normalem Blutdruck war die Mutation sehr viel häufiger als bei Probanden mit stark erhöhten Werten. Das berichten Miguel Valverde und seine Kollegen von der Universität Pompeu Fabra in Barcelona in der Fachzeitschrift Journal of Clinical Investigation (Bd. 113, S. 1032).
Wie stark der Blutdruck in den
Arterien ist, hängt vom Durchmesser der Gefäße ab. Der Körper kann diesen Durchmesser ? und damit auch den Blutdruck ? mithilfe von Muskelzellen in der Gefäßwand variieren: Ziehen sie sich zusammen, steigt der Blutdruck an. Gesteuert werden die Muskelzellen wiederum von Stoffen wie beispielsweise Kalzium, die durch kleine Kanäle in die Zellen ein- und ausströmen können. Je mehr Kalzium dabei einströmt, desto entspannter sind die Muskelzellen und desto niedriger ist auch der Blutdruck.
Da dieser Mechanismus bei sehr vielen Menschen gestört ist, untersuchte das Team um Valverde bei 3.876 Freiwilligen die Gene besonders wichtiger Kalziumkanäle genauer. Dabei stießen die Wissenschaftler auf eine Veränderung, die bei mehr als 21 Prozent der Probanden auftrat. Von den Testteilnehmern, die unter hohem Blutdruck litten, hatten jedoch nur 3,2 Prozent das veränderte Gen ? ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Veränderung den Blutdruck positiv beeinflusst.
Eine weitere Laboruntersuchung zeigte den Wissenschaftlern auch, wie dieser Einfluss zustande kommt: Die Mutation verändert einen der Hauptsteuerungskanäle so, dass er empfindlicher wird und mehr Kalzium einströmen lässt. Die Forscher hoffen nun, anhand dieser Erkenntnisse neue, wirksamere Therapien gegen Bluthochdruck entwickeln zu können. Zu hoher Blutdruck ist ein wichtiger Risikofaktor für Herz-, Nieren- und Gehirnkrankheiten.
ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel