Besonders empfindlich auf solche Schwankungen reagiert der Hippocampus, eine Gehirnregion, die beispielsweise für die Langzeitspeicherung von Erinnerungen zuständig ist: Ist der Glukokortikoid-Spiegel chronisch erhöht, kann das zum Tod von Hippocampus-Zellen führen. Wissenschaftler vermuten, dass dieser Mechanismus der Grund für den schleichenden Verlust der geistigen Fähigkeiten im Alter ist. Um diese Theorie zu überprüfen, gaben Seckl und seine Kollegen der Hälfte ihrer 22 Probanden im Alter von 52 bis 75 Jahren ein Medikament, das ein Enzym mit dem monströsen Namen 11-beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase blockiert. Die andere Hälfte der Testteilnehmer erhielt ein Placebo ohne Wirkstoff.
Das Enzym recycelt die Glukokortikoide im Gehirn. Wird es blockiert, fällt der Glukokortikoidspiegel ab. Bereits nach vier Wochen konnten die Forscher erste Erfolge feststellen: Die Probanden, die das Medikament bekommen hatten, schnitten in Gedächtnis- und Sprachtests deutlich besser ab als vor Beginn der Behandlung. Auch traten während des Tests keine Nebenwirkungen auf. Seckl und seine Kollegen wollen diese Ergebnisse nun in größeren Studien mit mehr Probanden überprüfen. Sollten sich die Befunde bestätigen, könne möglicherweise endlich eine wirksame Therapie gegen den Verlust der geistigen Fähigkeiten im Alter entwickelt werden, hoffen die Forscher.