Gute Nachbarschaft gibt es bei Gorillas nur unter nahen Verwandten: Zoologen vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig haben herausgefunden, dass Gorillamännchen, die sich an Reviergrenzen freundlich begegnen, sehr häufig enge Verwandte sind. Das berichten Brenda Bradley und ihre Kollegen in der Fachzeitschrift Current Biology (Ausgabe vom 23. März).
In den Bergregenwäldern von Uganda und Ruanda begegnen sich die Gruppen der dort lebenden Berggorillas nur selten. Wenn sie sich treffen, bedrohen sich die Gorillamänner durch lautstarkes Imponiergehabe. Ein solches Aufeinandertreffen benachbarter Clanchefs ? der so genannten Silberrücken ? verläuft bei den weiter westlich in Gabun und Kamerun lebenden Flachlandgorillas dagegen vollkommen friedlich. Die Erklärung dafür liegt offensichtlich in den Verwandtschaftsverhältnissen, entdeckten die Leipziger Zoologen.
Durch die Untersuchung von aus Kotproben isoliertem Erbmaterial stellten die Forscher fest, dass bei den Flachlandgorillas Männchen, die benachbarten Clans vorstehen, eng miteinander verwandt sind. Während bei den Berggorillas erwachsene Brüder zum Beispiel oft in derselben Gruppe leben, gründen erwachsene Flachlandgorillamännchen eine eigene Familie. Dabei siedeln sich Brüder oft in unmittelbarer Nachbarschaft an. Auf diese Weise sind die Nachbarclans durch ein soziales Netzwerk der Männchen miteinander verbunden, vermuten die Forscher.
Nach Ansicht von Brenda Bradley und ihren Kollegen ist das Verhalten der Flachlandgorillas ein weiterer Beleg für die Theorie der so genannten Verwandtenselektion. Danach sollten Tiere unterstützendes oder freundliches Verhalten vor allem gegenüber jenen Artgenossen zeigen, mit denen sie besonders viele Gene gemeinsam haben ? also nahen Verwandten
ddp/bdw ? Thomas Kappe