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Angst aus dem Nichts

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Angst aus dem Nichts
Wenn Menschen ohne offensichtlichen Grund von Furcht gepackt werden, kann die Ursache eine unbewusste Wahrnehmung sein. Angst auslösende Bilder, die nicht ins Bewusstsein gelangen, führen zu beschleunigtem Kreislauf und einem Gefühl des Unwohlseins. Das zeigten Martin Lotze und seine Kollegen von der Universität Tübingen an Patienten mit bestimmten Gehirnausfällen. Die Psychologen berichten darüber in der Fachzeitschrift Nature Neuroscience (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1038/nn1213).

Vor über hundert Jahren hatte der amerikanische Psychologe William James die Vermutung, dass Menschen nicht zittern, weil sie Angst haben, sondern umgekehrt: Erst wenn sie zittern, beginnen sie sich zu fürchten. Körperliche Angstzustände könnten also schon entstehen, bevor der eigentliche Auslöser bekannt ist. Diese These einer unbewussten Erzeugung von Gefühlen haben Tübinger Psychologen nun bestätigt. An Patienten, die beispielsweise nach einem Schlaganfall ein eingeschränktes Sehfeld besitzen, zeigten die Forscher, dass unbewusst wahrgenommene Bilder emotionale Wirkungen haben können.

Durch einen Schlaganfall kann ein Teil der Großhirnrinde geschädigt werden, der die bewusste Wahrnehmung von Bildern ermöglicht. Da das Auge und der Sehnerv intakt sind, können die Patienten ganz normal sehen. Welche Bilder ins Bewusstsein gelangen, hängt jedoch davon ab, in welchem Teil des Sehfeldes die Bilder erscheinen. Die Forscher zeigten den Versuchspersonen zunächst das Bild eines neutralen Gesichts so, dass es im zentralen Sehfeld erschien und bewusst wahrgenommen wurde. Gleichzeitig wurde ein unangenehmer Schrei vom Tonband abgespielt. Nachdem die Probanden gelernt hatten, das Gesicht mit dem Schrei zu verbinden, wurde ihnen nur noch das Foto gezeigt – jetzt allerdings am Rande des Sehfeldes, von wo es nicht ins Bewusstsein gelangte. Dennoch berichteten die Versuchspersonen von Angstgefühlen und hatten einen beschleunigten Puls. Offensichtlich führten die unbewusst wahrgenommenen Bilder zur Entstehung von Gefühlen.

Lotze und seine Mitarbeiter vermuten, dass stammesgeschichtlich ältere Bahnen des Gehirns die visuellen Wahrnehmungen direkt zum so genannten Mandelkern leiten, wo Gefühle erzeugt werden. Auf diese Weise werden die in der Großhirnrinde gelegenen Zentren für die bewusste Wahrnehmung umgangen und es können Gefühle entstehen, ohne dass der Betroffene weiß wieso.

ddp/bdw ? Thomas Kappe
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