Genau wie bei der romantischen Liebe verursachten die Bilder der eigenen Kinder einen starken Anstieg der Aktivität im so genannten Belohnungsschaltkreis, der aus verschiedenen Arealen besteht. Dazu gehört beispielsweise der Nucleus accumbens, der auch bei Drogenkonsum und sexueller Erregung aktiviert wird. Aber auch die deaktivierten Gehirnbereiche stimmten bei romantischer und mütterlicher Liebe größtenteils überein: Sie spielen im aktiven Zustand wichtige Rollen bei der sozialen und emotionalen Beurteilung anderer Menschen und werden auch mit Aggressionen, Angst und anderen negativen Gefühlen in Verbindung gebracht. Freunde und nicht verwandte Kinder dagegen bewirkten kein besonderes Aktivitätsmuster.
Wenn ein Mensch sehr vertraut ist, sei es nicht mehr nötig, dessen Charakter und Persönlichkeit abzuschätzen und zu beurteilen, schreiben Bartels und Zeki. Daher würden die Schaltkreise für eine kritische Bewertung nicht mehr gebraucht, während andererseits die persönliche Bindung durch das Belohnungssystem verstärkt wird. Die Forscher fanden bereits zwei Neurohormone, die möglicherweise an diesem Geben-und-Nehmen-Prinzip im Gehirn beteiligt sind. In den identifizierten Gehirnarealen gibt es nämlich besonders viele Erkennungsmoleküle für die Substanzen Vasopressin und Oxytocin. Diese beiden Hormone sind im Tierreich bereits lange bekannt: Sie vermitteln dort sowohl Mutter-Kind- als auch Partner-Bindungen.