Italienische Forscher haben eine zweite Variante des Rinderwahnsinns (BSE) entdeckt: Sie fanden bei zwei von dieser Prionenerkrankung betroffenen Rindern statt der typischen löchrigen, schwammartigen Struktur im Gehirn so genannte Plaques. Solche Ansammlungen falsch gefalteter Prionproteine traten auch in Bereichen des Gehirns auf, die bei der bisher bekannten Variante der Krankheit kaum betroffen sind. Ihre Entdeckung veröffentlichen die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift PNAS (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1073/pnas.0305777101).
Die Forscher um Salvatore Monaco von der Neurologischen Poliklinik in Verona untersuchten die Gehirne von acht Rindern, die vom Rinderwahnsinn befallen waren. Bei zwei dieser Tiere entdeckten sie ein völlig anderes Krankheitsbild als bei den anderen: Die falsch gefalteten Proteine, die die Krankheit auslösen, fanden sich bei dieser neuen Variante nicht ? wie es bei BSE überwiegend der Fall ist ? im Hirnstamm, sondern im Bereich der Großhirns. Auch hatten diese Ablagerungen nicht zur Auflösung des Nervengewebes geführt, sondern bildeten charakteristische Eiweißklumpen. Die neu entdeckten Prionen unterschieden sich außerdem auch durch ihre biochemische Struktur.
Bisher war nur ein einziger Stamm von Prionen für den Rinderwahnsinn verantwortlich gemacht worden. Die Übertragung dieser Prionen auf den Menschen wird als Ursache für die so genannte neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit vermutet. Somit hätte eine solche Erkrankung erstmals die Artenbarriere vom Rind zum Menschen überschritten. Nicht bekannt sei, schreiben die Forscher, ob es tatsächlich verschiedene für den Menschen infektiöse Stämme von BSE gebe oder ob sich die Erreger verändern und so an den Menschen anpassen könnten. Interessanterweise zeige der neue Krankheitserreger große Ähnlichkeiten mit den Prionen, die für die ursprünglich bekannte, spontan auftretende Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit verantwortlich sind.
ddp/bdw ? Karin Otzelberger