Die Beobachtungen von Lelio Orci von der Genfer Universität und seinen Kollegen aus Dallas bringen nun Licht ins Dunkel. Nach der Erhöhung des Leptinspiegels übergewichtiger Ratten durch die Gentherapie fanden die Forscher eine dramatische Veränderung des Fettgewebes: Aus Fettspeicherzellen, die fast keine Stoffwechselaktivität zeigten, wurden Zellen, die praktisch kein Fett mehr enthielten, dafür aber einen extrem aktiven Stoffwechsel und überdurchschnittlich viele Mitochondrien zeigten.
Diese hohe Dichte der kleinen Zellkraftwerke ermöglichte den transformierten Zellen, ihr eigenes Fett abzubauen. Dieser Abbau verlief vollständiger als bei jeder Diät, bei der bestimmte Abbauprodukte über die Leber ausgeschieden werden, schreiben die Forscher. Den Ratten ging es auch Wochen nach der Therapie hervorragend: Sie waren sehr aktiv und gesund, lediglich ihr Appetit hatte etwas nachgelassen. Offensichtlich habe sich der gesamte Stoffwechsel der ehemaligen Fettzellen umgestellt, schreiben die Wissenschaftler. So waren die Eiweißstoffe, die beim Aufbau und Einlagern von Fett eine Rolle spielen, in den umgewandelten Zellen stark vermindert, während die für den Fettabbau notwendigen Proteine verstärkt gebildet wurden. Auch der enorme Anstieg der Mitochondrienanzahl überraschte die Forscher.
Für die Entwicklung einer wirksamen Therapie gegen Fettleibigkeit sei jedoch noch eine wichtige Frage ungeklärt, schreiben Orci und Kollegen. Manches Gewebe enthalte nämlich natürlicherweise Leptinkonzentrationen, die genauso hoch seien wie die in den Experimenten künstlich herbeigeführten. In diesen Fällen verursache das Leptin jedoch keine Veränderungen des Fettgewebes. Die Forscher vermuten, dass der Körper hier gegenreguliert, da das Speichern von Fett für Notsituationen wichtig sei. Sollte es gelingen, diese Gegenregulation aufzuklären, könne dort möglicherweise eingegriffen und so eine Heilung für die immer weiter verbreitete Fettleibigkeit gefunden werden.