Einige eigentlich harmlose Schmetterlinge ahmen nicht nur das Aussehen, sondern auch den Flugstil giftiger Arten nach. Für den dadurch gewonnenen Schutz müssen sie jedoch einen hohen Preis bezahlen: Ihre veränderte Flügelform erschwert ihnen die Flucht. Das berichtet ein britischer Biologe in der Fachzeitschrift Proceedings of the Royal Society B (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rspb.2003.2627).
Giftige Schmetterlinge sind häufig auffällig bunt gefärbt. Um die Signalwirkung dieser Farben noch zu verstärken, fliegen sie sehr langsam und in einer ganz geraden Linie, so dass potenzielle Feinde ihre Flügel möglichst gut sehen und von ihnen ablassen. Diese Abschreckungstaktik haben sich auch einige harmlose Schmetterlingsarten zu Nutze gemacht: Sie ahmen nicht nur die Flügelform und die leuchtenden Farben, sondern auch den ungewöhnlichen Flugstil ihrer giftigen Vorbilder nach, entdeckte Robert Srygley von der
Universität in Oxford.
Die Veränderung des Flugstils hat jedoch nicht nur Vorteile für die Hochstapler: Die bunten Schmetterlinge müssen beim Fliegen ? genau wie ihre Vorbilder ? mehr Energie aufwenden als ihre munter flatternden Kollegen. Auch die Schnelligkeit wird durch die veränderte Flügelform beeinträchtigt. Das ist für die giftigen Schmetterlinge unerheblich: Werden sie von einem Räuber gepackt, sorgen die giftigen oder widerlich schmeckenden Substanzen dafür, dass dieser sie ganz schnell wieder freilässt.
Den Nachahmern fehlen solche Chemikalien jedoch, daher müssen sie vor ihren Feinden fliehen, bevor sie erwischt werden. Und genau das wird durch die besondere Form ihrer Flügel erschwert. Offensichtlich ist dieser Preis, den die Nachahmer für das Abschrecken ihrer Feinde zahlen müssen, aus Sicht der Evolution schon fast zu hoch, denn es gibt nur sehr wenige Schmetterlingsarten, die auf diese Weise ihre Feinde täuschen.
ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel