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In den Mumien ist der Wurm drin

Erde|Umwelt Gesundheit|Medizin

In den Mumien ist der Wurm drin
Schon vor 9.000 Jahren hat der auch heute noch weitverbreitete Erreger der Chagas-Krankheit die Menschen in Mittel- und Südamerika krank gemacht. Ein internationales Forscherteam entdeckte die DNA des einzelligen Geißeltierchens Trypanosoma cruzi in Mumien aus Chile und Peru, die aus dem Zeitraum von 7050 vor Christus bis etwa 1500 nach Christus stammen. Fast die Hälfte der 238 untersuchten mumifizierten Menschen hatte sich nach Angaben der Forscher zu Lebzeiten mit dem Parasiten infiziert. Das berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift PNAS (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1073/pnas.0307312101).

Wegen des häufigen Vorkommens der Chagas-Krankheit in Süd- und Mittelamerika, wo schätzungsweise 16 bis 18 Millionen Menschen mit dem Erreger infiziert sind, wollten Arthur Aufderheide und seine Kollegen aus Europa, Südamerika und den USA die Entwicklung von Trypanosoma cruzi zurückverfolgen. Dazu untersuchten sie das Gewebe Verstorbener, die zu verschiedenen Zeiten im nördlichen Chile und südlichen Peru beerdigt und deren Gewebe in dem trockenen Boden auf natürliche Weise mumifiziert worden war. In 41 Prozent des Proben, deren älteste mehr als 9.000 Jahre alt war, konnten die Forscher die Erreger nachweisen.

Dieses häufige Vorkommen zeige, dass die Menschen schon seit den frühesten Besiedlungen mit den Parasiten leben mussten. Ihre Lehm- oder Palmwedelhäuser boten den Wanzen, die die Erreger übertragen, optimale Lebensbedingungen. Da sich die Hütten in vielen ländlichen und ärmeren Gegenden Mittel- und Südamerikas auch heute noch kaum von denen vor 9.000 Jahren unterscheiden, habe sich daran nichts geändert. Die Krankheit komme auch heute noch in den ärmeren Bevölkerungsschichten unverändert häufig vor und der Parasit habe sich praktisch nicht verändert.

Die Parasiten werden durch Raubwanzen übertragen, die sich von Blut ernähren und vor allem nachts Menschen und Tiere befallen. Einmal im Körper, dringen die Einzeller bevorzugt in Muskel- und Nervenzellen ein und vermehren sich dort. Bei wenigen Infizierten lösen die Parasiten eine akute oder chronische Krankheit aus. Bei der akuten Chagas-Krankheit leiden die Patienten unter Fieberschüben und Gewebe-Entzündungen. Bei der chronischen Form, die meist erst 20 bis 30 Jahre nach der Infektion auftritt, verursacht der langfristige Parasitenbefall eine Zerstörung des Nervengewebes und eine typische Ausdehnung des Herzmuskels, der dadurch stark geschwächt wird. Bis heute ist keine Therapie gegen Trypanosoma cruzi bekannt.

ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel
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