Bei der Beobachtung einer großen Gruppe von Dreizehenmöwen in Frankreich entdeckten Richard Wagner vom Konrad-Lorenz-Insitut in Wien und seine Kollegen aus Paris das merkwürdige Verhalten der Möwendamen: Etwa 90 Sekunden nach der Paarung schießen die Weibchen den Samen aus ihrer Kloake mit hohem Druck über den Rand des Nestes. Das geschieht umso häufiger, je früher die Paarung erfolgt. Erst etwa zwei Wochen vor der Eiablage, wenn ihre Fruchtbarkeit den Höhepunkt erreicht, hören die Weibchen damit auf und behalten den Samen in ihrem Körper. Weibchen, die den Spermaausstoß seltener praktizierten, haben außerdem weniger und kleinere Nachkommen als die anderen.
Vermutlich zersetze sich das Sperma im Körper und verliere dabei an Qualität, wenn es zu lange gespeichert werden muss, schreiben die Forscher. Warum die Möwenweibchen ihren Partnern die Kopulationen vor dem Fruchtbarkeitshöhepunkt überhaupt erlauben, können die Wissenschaftler dagegen noch nicht genau erklären. Sie vermuten jedoch, die Paarungen könnten die Männchen animieren, immer neues Sperma zu produzieren und so ebenfalls die Frische der Samenzellen zu erhöhen. Möglicherweise soll der Sex jedoch auch Spannungen innerhalb der Beziehung abbauen, denn die Weibchen achten penibel darauf, dass die Männchen den Samenausstoß nicht bemerken, schreiben Wagner und Kollegen.