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Lecksuche mit der Wärmekamera

Technik|Digitales

Lecksuche mit der Wärmekamera
Penibel achten Kernkraftwerksbauer auf den perfekten Zustand der Reaktorkammern. Lassen sich während der Produktion der Kammern noch selbst kleinste Materialfehler mit Röntgendetektoren aufspüren, gestaltet sich die regelmäßige Hüllenkontrolle der Druckkessel nach Einbau und Inbetriebnahme schwieriger. Eine Infrarot-Kamera, entwickelt vom Kraftwerksbauer Framatome und der französischen Firma Cedip Infrared Systems, entdeckt nun berührungslos unsichtbare Materialermüdungen von einigen Mikrometern Größe.

Grundlage dieser fotothermischen Untersuchungsmethode ist die Wärmeausbreitung im Testobjekt, die stark vom Zustand des Materials abhängt. In ersten Versuchen heizten die Entwickler die Oberfläche metallischer Proben mit dem Lichtstrahl eines Lasers auf. Mit einem bis zu 20 Zentimeter breiten Spot rastert dieser Laser die Oberfläche ab und erwärmt sie um etwa fünf Grad. Parallel nimmt eine Infrarotkamera das Ausbreitungsverhalten der zugeführten Wärme auf.

Weicht diese – auf einem Monitor visualisierte – thermische Diffusion von ihrem idealen, gleichmäßigen Verlauf ab, liegt die Ursache meist in einer strukturellen, für das bloße Auge oft unsichtbaren Materialstörung. Denn feine Risse im Mikrometermaßstab oder Strukturfehler in Folge einer Materialermüdung wirken als Barrieren gegen eine homogene Ausbreitung der Wärme: An diesen Stellen können die Atome in der metallischen Kristallstruktur die thermischen Schwingungen nicht mehr ungehindert weitergeben.

Frameatome möchte mit dieser Infrarotkamera die weit verbreitete Überprüfungsmethode mit Fluoreszenz-Farbstoffen ersetzen. In einem Lösungsmittel verteilt dringen diese Farbstoffmoleküle bisher in kleinste Risse ein und zeigen darauf bei einer optischen Anregung über ein fluoreszierendes Leuchten Materialfehler an. Auf solche Hilfsmittel verzichtet die Infrarot-Methode, die zumindest die gleiche Genauigkeit erbringen soll. So könnten vor allem schwer zugängliche Anlagenteile in mitunter radioaktiv kontaminierten Bereichen leichter und automatisiert auf Materialschwächen kontrolliert werden. Neben dem Einsatz in Kernkraftwerken können sich die Entwickler ihre Kamera auch zur Qualitätskontrolle von Motorteilen und anderen empfindlichen metallischen Bauteilen vorstellen. Nach Firmenangaben sollen sich die Kosten für ein Kamerasystem bei rund 200.000 Euro bewegen.

Jan Oliver Löfken
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