Die in vielen Kunststoffen als Weichmacher eingesetzte Substanz DEHP lässt den Spiegel von Sexualhormonen ansteigen. Das haben amerikanische Wissenschaftler in Experimenten an Ratten gezeigt. Über ihre Ergebnisse berichten die Forscher um Matthew Hardy vom Zentrum für Biomedizinische Forschung in New York im Fachmagazin „PNAS“ (Online-Vorabveröffentlichung vom 5. Januar).
DEHP wird in Plastikmaterialien wie Shampooflaschen oder Verpackungen von Medikamenten eingesetzt. Frühere Studien hatten bereits dessen schädigende Wirkung in kurzzeitigen hohen Dosierungen belegt. In geringen und über lange Zeiträume verteilten Mengen kann DEHP den Hormonhaushalt verändern, wiesen die Wissenschaftler in ihren Experimenten mit jungen Ratten nach. So zeigten die Tiere nach vier Wochen deutlich erhöhte Werte sowohl des weiblichen Hormons Estradiol als auch des männlichen Sexualstoffs Testosteron. Zur Verwunderung der Wissenschaftler produzierten die so genannten Leydig-Zellen zwar weniger Testosteron, doch deren Zahl war deutlich erhöht.
Auch wenn sich die Physiologie von Ratten und Menschen deutlich unterscheide, empfehlen die Forscher aufgrund ihrer Ergebnisse, das Risiko für die Aufnahme von DEHP beim Menschen neu zu bewerten und die Grenzwerte zu senken. Erhöhte Werte von Geschlechtshormonen können beispielsweise zu einem verfrühten Einsetzen der Pubertät führen. DEHP gehört zwar zu den am besten erforschten Umweltchemikalien, doch flammt die Diskussion um die Wirkung dieses Stoffes und die zulässigen Grenzwerte immer wieder auf.
ddp/bdw ? Ulrich Dewald