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Warum Labrador Retriever oft moppelig sind

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Warum Labrador Retriever oft moppelig sind
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Hmm, Futter! Labrador Retriever sind oft besonders gierig (Foto: Jane Goodall)
Liebevoll, gutmütig – und moppelig: Die als Familienhunde beliebten Labrador Retriever neigen mehr als andere Hunderassen zu Übergewicht und sind oft ziemlich verfressen. Den Grund dafür könnten nun Forscher im Erbgut der Hunde aufgespürt haben. Denn diese Retriever tragen besonders häufig eine Genmutation, die dafür bekannt ist, Übergewicht zu fördern und selbst bei vollem Bauch Appetit und Hunger zu verursachen.

Labrador Retriever sind eine der beliebtesten Hunderassen bei uns und in vielen anderen Ländern. Denn dieser in Großbritannien gezüchtete Hund gilt als besonders gutmütig, geduldig und dem Menschen zugewandt. Aggression oder Scheu sind bei ihnen dagegen sehr selten. Unter anderem deshalb werden Labradors besonders häufig als Blindenführhunde oder Assistenzhunde für behinderte Menschen ausgebildet und eingesetzt. „Labrador Retriever sind besonders erfolgreiche Haustiere, aber auch Arbeitshunde, weil sie loyal und intelligent sind und dem Menschen gefallen wollen – sie sind daher relativ leicht zu trainieren“, erklärt Seniorautor Giles Yeo von der University of Cambridge. Allerdings haben viele Labrador Retriever auch ein Problem: Sie sind ziemlich verfressen und neigen daher zu Übergewicht. „Labrador Retriever sind von allen Hunderassen am häufigsten übergewichtig und erweisen sich als stärker durch Futter motiviert“, erklären die Forscher. Angesichts der Tatsache, dass diese Hunde ähnlich wie viele andere vom Menschen gezüchteten Rassen von einer relativ kleinen Gründerpopulation abstammen, vermuteten sie genetische Gründe hinter dieser Moppel-Neigung.

Für ihre Studie untersuchten die Wissenschaftler im Erbgut von 310 Labrador Retrievern gezielt drei Gene, die beim Menschen im Verdacht stehen, Übergewicht zu fördern. Alle drei Gene spielen eine Rolle in einem Schaltkreis des Gehirns, der unter anderem dafür sorgt, dass wir uns nach einer Mahlzeit satt fühlen und deshalb nicht mehr weiteressen. Für ihre Studie wogen die Forscher alle Hunde und prüften ihren Gesundheitszustand, sie entnahmen ihnen DNA-Proben und befragten die Besitzer zudem ausführlich über die Fraß- und Bettelgewohnheiten ihres Hundes.

Auffällige Häufung einer Genmutation

Das Ergebnis: Vor allem eines der drei untersuchten Gene war bei den Labrador-Retrievern auffällig oft verändert. Die Hunde, die besonders stark auf Futter fixiert waren und eher moppelig waren, trugen häufig eine verkürzte Variante des POMC-Gens, wie die Forscher berichten. Knapp ein Viertel der Labrador Retriever besitzt demnach mindestens eine Kopie dieses veränderten POMC-Gens. Bei 38 anderen untersuchten Hunderassen fand sich diese Mutation dagegen nicht. Und für jede Kopie mehr dieser Genvariante waren die Hunde im Durchschnitt 1,9 Kilogramm schwerer als ihre Artgenossen mit nicht oder weniger stark veränderten POMC-Genen. „Diese Genvariante ist bei Labradoren offensichtlich häufig und hat einen signifikanten Effekt auf die Hunde, die sie tragen“, sagt Erstautorin Eleanor Raffan von der University of Cambridge. „Menschen, die mit den Labradors leben, erzählen oft, dass diese Hunde von Futter besessen sind – und das passt sehr gut zu dem, was wir bisher über diese Genveränderung wissen.“ Aus Studien bei Mäusen und Menschen weiß man, dass ein verkürztes POMC-Gen die Ausschüttung zweier Botenstoffe hemmt, die normalerweise das Hungergefühl abschalten und so für das Sattheitsgefühl nach einer Mahlzeit sorgen.

Nach Ansicht der Forscher könnte die Häufung dieser Genmutation bei den Labrador-Retrievern durchaus erklären, warum viele dieser Hunde zu Übergewicht neigen.  „Das Verhalten der Hunde, die diese Mutation tragen, ist anders“, erklärt Raffan. „Man kann auch einen Hund mit dieser Genvariante schlank halten, aber es ist mühsamer – man muss sehr viel strenger bei der Fütterung sein und widerstehen, wenn der Hund mit großen, braunen Augen bettelt.“ Gleichzeitig könnte es erklären, warum die Hunde dieser Rasse als besonders gelehrig und leicht trainierbar gelten: „Oft wird dabei Futter als Belohnung eingesetzt und die Hunde, die diese Genvariante tragen, könnten einfach noch motivierter sein, für ihr Leckerli zu arbeiten“, sagt Yeo.

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Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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