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Bizarres Meeresreptil mit Hammerkopf

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Bizarres Meeresreptil mit Hammerkopf
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So könnte Atopodentatus unicus ausgesehen haben. (Grafik: Y. Chen/ IVPP)
Vor rund 240 Millionen Jahren schwamm ein reichlich bizarres Reptil durch das Urzeitmeer: Sein Körper ähnelte entfernt einem Krokodil, doch sein Kopf wirkte wie der von einem Hammerhai. Denn das Maul dieses Meeressauriers war zu beiden Seiten hin ausgewölbt und vorne von einer geraden Reihe meißelartiger Zähne gesäumt. Mit diesem Zahnkamm schabte der bizarre Atopodentatus unicus damals Pflanzen vom Meeresgrund ab, wie Paläontologen berichten. Er ist damit der älteste bekannte Pflanzenfresser unter den Meeresreptilen.

Als Paläontologen 2014 die ersten fossilen Überreste dieses Meeressauriers entdeckten, erschien er zunächst nicht weiter außergewöhnlich: Es handelte sich um ein etwa krokodilgroßes Meeresreptil, das vor rund 242 Millionen Jahren im Gebiet des heutigen Südchina lebte. Leider jedoch war der Schädel dieses Fossils kaum mehr erhalten, man konnte nur erkennen, dass er lange, dünne Zähne besaß und möglicherweise eine Art Schnabel. Die Paläontologen vermuteten damals, dass dieses Reptil damit wahrscheinlich kleine Krebschen vom Meeresgrund aufwirbelte und dann seine dünnen Zahnreihen wie einen Filter nutzte, um sie aus dem Wasser zu fischen. Wegen seiner ungewöhnlichen Zähne taufte man den Meeressaurier Atopodentatus unicus – “einzigartig und ungewöhnlich bezahnt”.

Hammerkopf und Meißelzähne

Doch zwei neue Fossilfunde zeigen nun, dass Atopodentatus noch weit einzigartiger und ungewöhnlicher war als man bisher angenommen hat. Li Chun vom Institut für Wirbeltierpaläontologie und Paläoanthropologie in Peking und seine Kollegen haben in der Guanling Formation in Yunnan zwei weitere Exemplare dieses Sauriers entdeckt, deren Kopf weitgehend unversehrt ist. An ihnen ist daher zum ersten Mal die wahre Kopf- und Schnauzenform von Atopodentatus unicus zu erkennen. Und diese ist ziemlich bizarr: Das Urzeit-Reptil mit dem mächtigen Körper und eher schmächtigen Kopf besaß ein Maul, das dem breit ausgezogenen Kopf eines Hammerhais glich. “Das ist ein wirklich sehr seltsames Tier”, sagt Koautor Olivier Rieppel von Field Museum in Chicago. “Es hat einen Hammerkopf, was einzigartig ist. Es ist das erste Mal, dass wir ein Reptil wie dieses sehen.” Das zu einem Querbalken ausgezogene Maul des Sauriers ist entlang des gesamten Randes von einer Reihe meißelartiger, langer Zähne gesäumt. Weiter hinten, im schmaleren Teil des Mauls, war sein Kiefer dagegen mit ganzen Büscheln von nadelspitzen Zähnen übersät.

Aber wie setzte Atopodentatus seinen Hammerkopf ein? “Um herauszufinden, wie die Kiefer zusammenpassten und wie das Tier sich ernährte, haben wir erst einmal ein Modell aus Knetmasse konstruiert”, erzählt Rieppel. “Wir schauten uns an, wie Oberkiefer und Unterkiefer ineinandergriffen und entwickelten daraus unsere weiteren Beschreibungen.” Aus der Morphologie der Zähne und des Mauls von Atopodentatus schließen die Paläontologen, dass dieses Urzeit-Reptil einst den Meeresgrund abweidete: “Es nutzte seine meißelartigen Vorderzähne, um Pflanzen vom Meeresgrund abzuschaben und öffnete dann sein Maul, um die Pflanzenstückchen einzusaugen”, erklärt Rieppel. “Mit den nadelartigen Zahnbüscheln hielt es dann diese Futterstückchen fest, während es das Wasser wieder ausspuckte.”

Entgegen bisherigen Annahmen ernährte sich Atopodentatus damit nicht von kleinen Krebschen und anderen urzeitlichen Wirbellosen, sondern war ein Vegetarier. “Die Kieferstruktur ist eindeutig die eines Pflanzenfressers”, sagt Rieppel. “Atopodentatus hat Ähnlichkeiten mit anderen Meerestieren, die ebenfalls Pflanzen mit Hilfe eines Filtersystems fraßen – allerdings ist er rund acht Millionen Jahre älter als sie.” Atopodentatus ist damit der älteste bekannte pflanzenfressende Filtrierer unter den Meeres-Reptilien, wie die Forscher erklären. “Und es ist definitiv ein Reptil, von dem niemand gedacht hätte, dass so etwas überhaupt existiert – es ist einfach verrückt”, sagt Rieppel.

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Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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