Die genetisch veränderten Fliegen amerikanischer Forscher haben es in heißen Sommern schwer: Sie erstarren bei Temperaturen über dreißig Grad vollständig. Solche und ähnlich veränderte Tiere dienen den Wissenschaftlern als Modellorganismen für die Untersuchung von Nervenkrankheiten, teilt die Universität von Wisconsin mit.
Wenn die Temperatur im Sommer über dreißig Grad steigt, klagen manche Menschen über Kreislaufprobleme und Unwohlsein. Verglichen mit
Barry Ganetzkys genetisch veränderten Fliegen sind das jedoch Kleinigkeiten: Der Wissenschaftler von der Universität von Wisconsin in Madison züchtet nämlich
Drosophila-Fliegen, deren motorisches Verhalten sich extrem verändert, wenn die Temperatur von normaler Raumtemperatur auf etwas über dreißig Grad erhöht wird. Einige können sich beispielsweise überhaupt nicht mehr bewegen, andere erleiden unkontrollierbare Muskelzuckungen.
Mit den auf diese Weise veränderten Fliegen untersuchen die Wissenschaftler neurodegenerative und neurologische Erkrankungen wie Muskelschwund, Parkinson oder Alzheimer. Da die Temperaturerhöhung wie ein Schalter wirkt, der die Funktion der Nervenzellen in den Fliegen vom normalen in einen geschädigten Zustand umschaltet, kann das Einsetzen der neurologischen Symptome kontrolliert und daher auch intensiver beobachtet werden als in anderen Modellorganismen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die bei den Tieren veränderten Gene auch beim Menschen und seinen Krankheiten eine große Rolle spielen, ist sehr hoch. Mit seinen Modellen ist es Ganetzky bereits gelungen, mehrere Gene und die daraus entstehenden Proteine zu identifizieren, die für die Weiterleitung von Nervensignalen verantwortlich sind. Mutationen in diesen Genen verursachen beim Menschen beispielsweise Herzrhythmusstörungen und Epilepsie.
ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel