Trilobiten der Art Elrathia kingii hatten einen exotischen Lebensstil: Die Gliederfüßer, deren Versteinerungen zu den häufigsten Fossilien aus dem Erdzeitalter Kambrium gehören, lebten unabhängig vom Sonnenlicht in Symbiose mit Schwefelbakterien, berichten amerikanische Paläontologen im Fachblatt Geology (Bd. 31, Nr. 11, S. 941).
Die Studie von Robert Gaines und Mary Droser von der University of California in Riverside belegt, dass es bereits kurz nach der Explosion tierischen Lebens am Anfang des Kambriums Ökosysteme gab, die von Licht und Photosynthese unabhängig waren. Heute basiert der überwiegende Teil des Lebens auf der Erde auf der Photosynthese. Nur einige exotische Lebensgemeinschaften, zum Beispiel in heißen Tiefsequellen, sind vom Sonnenlicht und von der Energieumwandlung der Pflanzen unabhängig.
In heißen Tiefseequellen nutzen Schwefel- und Methanbakterien die chemische Energie, die in Verbindungen wie Schwefelwasserstoff oder Methan stecken. Muscheln, Krabben und Röhrenwürmer, die in Symbiose mit diesen Mikroorganismen leben, können die von den Bakterien produzierten Nährstoffe aufnehmen, ohne vom Schwefelwasserstoff vergiftet zu werden.
Wie Gaines und Droser berichten, lebte Elrathia kingii nicht in der Nähe heißer Tiefseequellen, sondern in sauerstoffarmem Wasser, an der Grenze zu völlig sauerstofffreien Bodenwasser. Dieses Gebiet war für die meisten Tiere unbewohnbar, während Schwefelbakterien dort gut gediehen. Die Bakterien hausten wahrscheinlich unter dem Panzer der Gliederfüßer. Eine solche Überlebensstrategie war bislang aus dem Kambrium nicht bekannt.
Ute Kehse