Ameisen auf Wohnungssuche wägen genau ab, ob in der aktuellen Situation Schnelligkeit oder Genauigkeit gefragt ist. Unter freundlichen Bedingungen lassen sich Zeit bei der Suche nach einem neuen Nest. Doch unter harten Umständen entscheiden sie schnell, wo sie ihr neues Domizil errichten ? unter Umständen auch auf Kosten der Qualität des neuen Zuhauses. Das berichten britische Biologen in der Fachzeitschrift „Proceedings of the Royal Society: Biological Sciences“ (Online-Vorabveröffentlichung).
Nigel Franks und seine Kollegen von der Universität Bristol untersuchten das Verhalten von Ameisenkolonien bei der Wohnungssuche im Labor. Sie stellten den Insekten neue Nester unterschiedlicher Qualität zur Verfügung und veränderten dabei die äußeren Umstände. Mal belasteten sie die Bemühungen der Ameisen durch starken Wind, mal ließen sie die Tiere unter ruhigen Umständen nach einer neuen Bleibe suchen.
Um einen wirklich guten Ort für ein Nest zu finden, braucht eine Ameisenkolonie viel Zeit. Unter stressfreien Bedingungen beschließen Ameisen schließlich gemeinsam, wo sie ihr neues Nest bauen. Erst wenn eine bestimmte Anzahl von Artgenossen im möglichen neuen Bau anzutreffen ist, ziehen sie dort auch endgültig ein. So werden die unabhängigen Einschätzungen vieler Arbeiter vereinigt, haben die Biologen beobachtet.
Unter harten äußeren Umständen ist Zeit jedoch sehr knapp. Dann verlassen sich die Insekten auch auf individuelle Urteile, und bereits wenige Artgenossen im Nest reichen aus, um der neuen Wohnung den Zuschlag zu erteilen. Diese schnelle Entscheidung ist zwar weniger genau, dafür ist die Kolonie aber nicht unnötig lange ohne Heimat und dadurch gefährdet.
ddp/bdw ? Cornelia Pfaff