Menschen mit Angstattacken könnten künftig von ihrem Therapeuten hart zur Sache genommen werden. Versuche amerikanischer Wissenschaftler legen nahe, dass Angst am besten überwunden wird, wenn der Patient der Angst auslösenden Situation nahezu dauerhaft, von nur sehr kurzen Pausen unterbrochen ausgesetzt ist. Auf einen Postboten mit panischer Angst vor Hunden könnte der Therapeut in einer Dauersitzung demnach einen erbarmungslos verspielten Vierbeiner loslassen. Nur kurz dürfte sich das menschliche Opfer erholen, bevor der Hund erneut von der Leine genommen wird. Zumindest in Versuchen mit Mäusen hat eine solche Extremtherapie wunderbar funktioniert, berichten die Forscher im Journal of Experimental Psychology: Animal Behavior Processes (Bd. 29, Nr. 4).
Neue Behandlungsmethoden gegen
Angst an Mäusen zu erproben, sei üblich, versichern die Forscher um Mark Barad von der Universität Kalifornien in Los Angeles. Für ihre Versuche hatten die Wissenschaftler die Tiere therapiebedürftig gemacht, indem sie den Nagern ein Rauschen vorspielten und sie anschließend mit Stromschlägen traktierten. Die verängstigen Mäuse reagierten fortan allein auf das Rauschen mit sichtbaren Panikattacken.
Die Tiere blieben auch furchtsam, nachdem sie als Therapie zwanzig Mal das Rauschen gehört hatten, ohne dass die Forscher den Stromschalter betätigt hatten. Wenn die Tiere allerdings das Rauschen fast durchgängig ? lediglich unterbrochen von sechs Sekunden langen Pausen ? zu hören bekamen, überwanden sie schließlich ihre Angst.
Die Forscher betonen, eine wichtige Entdeckung gemacht zu haben, die künftige Therapien beeinflussen könnte. Das langsame Gewöhnen an dunkle Räume, Spinnen oder Schlagen könnte also schon bald der Vergangenheit angehören.
ddp/bdw ? Andreas Wawrzinek