Junge Schildkröten in der amerikanischen Mojawe-Wüste haben es schwer, seit Raben die Wüste als neuen Lebensraum entdeckt haben. Die Population der Vögel ist in den vergangenen 25 Jahren um das Fünfzehnfache gestiegen, weil die Tiere in Mülldeponien, Abwässern von Siedlungen und neben den Straßen Nahrung im Überfluss finden. In manchen Gegenden haben daher die seltenen Wüsten-Schildkröten kaum noch eine Chance vor den Angreifern aus der Luft, die mit ihren harten Schnäbeln den Panzer junger Schildkröten durchstoßen können. Das berichten Ökologen in der Fachzeitschrift “Ecology” (Septemberausgabe).
William Kristan von der Universität Kalifornien in San Marcos hat zusammen mit Kollegen Schildkröten-Attrappen in der Wüste ausgelegt und später nach typischen Merkmalen von Rabenattacken untersucht, wie etwa ein mit dem Schnabel gehacktes Loch. Aus den Ergebnissen dieser Versuche haben die Forscher ein Bedrohungsszenario für alle Schildkröten der Mojawe-Wüste entwickelt.
Die Überlebenschance um Mülldeponien ist für junge Schildkröten gleich Null, fanden die Forscher. Auch in der näheren Umgebung von menschlichen Siedlungen und an den ständig wechselnden Nistplätzen der Raben haben die Schildkröten schlechte Aussichten.
Nur noch weit weg von menschlichen Niederlassungen und natürlichen Nistplätzen der Raben können die Schildkröten weitgehend unbeschadet die ersten fünf bis sechs Lebensjahre überstehen, bis ihr Panzer hart genug ist, um den Angriffen der Raben zu widerstehen. Es sei aber nicht klar, ob die Population der Schildkröten sich jemals wieder von dem massenhaften Eindringen der Raben in ihren Lebensraum erholen wird, schreiben die Autoren.
ddp/bdw ? Andreas Wawrzinek