Die zweite Haut besteht aus einem flexiblen Polymer-Material, das als eine dünne Beschichtung auf die Haut aufgebracht werden kann und dann etwa 24 Stunden funktionsfähig bleibt. Die Merkmale der Schicht ähneln stark denen von natürlicher junger Haut, berichten die Forscher vom Massachusetts Institute of Technology und dem Massachusetts General Hospital. Bei Versuchen mit menschlichen Probanden konnten sie zeigen, dass das Material Tränensäcke strafft, Falten glättet und auch die Hautfeuchtigkeit verbessert. Den Entwicklern zufolge könnte man mit dem System auch Medikamente an geschädigte Hautpartien abgeben oder die zweite Haut könnte als intensiver und langanhaltender UV-Schutzmantel dienen.
Haut-Imitation aus raffinierten Polymeren
Wenn Haut altert, wird sie bekanntlich weicher und weniger elastisch. Neben den ästhetischen Aspekten, beeinträchtigen die Folgen der Alterung oder von Schäden außerdem die Schutzfunktionen der Haut gegenüber extremen Temperaturen, Giftstoffen, Mikroorganismen, Strahlung und Verletzungen. Schon lange versuchen Forscher deshalb, Schutzbeschichtungen zu entwickeln, die Funktionen der gesunden Haut wiederherstellen oder verbessern können. „Ein Material, das sich wie Haut verhält, ist schwer herzustellen“, sagt Co-Autorin Barbara Gilchrest. „Viele haben dies schon versucht, doch die bisherigen Substanzen waren nicht entsprechend geschmeidig, angenehm zu tragen, reizarm und auch nicht in der Lage, sich den Bewegungen der Haut anzupassen beziehungsweise in die ursprüngliche Form zurückzukehren“, sagt die Dermatologin.
Für ihre Suche nach dem idealen Material für eine zweite Haut erstellten die Wissenschaftler zunächst eine Sammlung aus mehr als hundert verschiedenen Polymeren, die als Kandidaten in Frage kamen. Es handelte sich dabei um Stoffe die Bestandteile enthielten, die als Siloxane bezeichnet werden – Ketten aus Silizium und Sauerstoffatomen. Polymere mit diesen Bestandteilen können besonders flexible Netzwerkstrukturen ausbilden, die sich für dünne und elastische Beschichtungen eignen.
Glättet, schützt und könnte auch behandeln
Auf der Suche nach dem besten Material testeten die Forscher alle Kandidaten-Polymere systematisch aus, inwieweit sie als aufgetragene Schicht dem Aussehen, der Festigkeit und der Elastizität von Haut ähneln. Als bestes Material stellte sich ein Polymer heraus, das in puncto Elastizität die Haut sogar übertrifft: Bei Laborversuchen nahm es seinen ursprünglichen Zustand wieder ein, nachdem es mehr als 250 Prozent gedehnt worden war. Natürliche Haut kann hingegen nur um etwa 180 Prozent gedehnt werden.
Die Polymer-Schicht entsteht aus zwei cremeartigen Komponenten, die nacheinander aufgetragen werden. 24 Stunden hält die zweite Haut, sagen die Forscher. „Es ist eine unsichtbare Schicht, die kosmetische Verbesserung schafft, eine Barriere bildet und möglicherweise Medikamente lokal an Stellen abgeben könnte, die behandelt werden sollen. Diese drei Aspekte schaffen vielversprechendes Potenzial für den Einsatz beim Menschen“, resümiert Co-Autor Daniel Anderson. Er und seine Kollegen wollen sich nun vor allem der Entwicklung von medizinischen Anwendungsmöglichkeiten widmen.Man darf also gespannt sein, wie es mit dem Konzept „zweite Haut“ weitergeht.