Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Heiße Plasmablasen verhalten sich wie lebende Zellen

Astronomie|Physik Technik|Digitales

Heiße Plasmablasen verhalten sich wie lebende Zellen
Sie wachsen, vermehren sich und können miteinander kommunizieren. Doch handelt es sich nicht um lebende Zellen, sondern um kleine, heiße Blasen aus ionisierten Gasen. Rumänische Wissenschaftler untersuchten solche Plasmawolken nun genauer und entdeckten diese typisch biologischen Eigenschaften. Nach ihrer Auffassung sollte dieses überraschende Verhalten unbelebter Materie für neue Überlegungen über den Ursprung des Lebens auf der Erde beachtet werden. Denn die Bedingungen, unter denen die Plasmablasen existieren, ähneln stark denen auf der Erde, lange bevor erstes biologisches Leben entstand. Über diese Zellartigen Blasen berichtet das Magazin New Scientist (Bd. 2413, S. 16).

„Solche Blasen könnten wahrscheinlich die Vorläufer für die biologische Evolution gewesen zu sein“, sagt Mircea Sanduloviciu von der Cuza Universität in Iasi. In der Tat verblüfft der hohe Grad an Selbstorganisation dieser Plasma-Blasen aus dem Edelgas Argon. In ihren Experimenten ahmten die rumänischen Forscher elektromagnetische Stürme nach, die vor dem Beginn des Lebens auf der Erde getobt haben. Über zwei Elektroden schickten sie hohe Spannungen in eine Argongaswolke. Dabei trennten sich die Argonatome von ihren äußeren Elektronen. Das Ergebnis war eine kugelförmige, zellartige Struktur mit einer äußeren Hülle aus negativ geladenen Elektronen und einer inneren Schicht positiv geladener Ionen.

Diese wie lebende Zellen scharf abgegrenzten Blasen konnten je nach Versuchsbedingungen zu Größen von einigen Mikrometern bis zu drei Zentimetern heranwachsen. Je nach Gasdruck und Spannung zogen sie weitere neutrale Argonatome an und vermehrten sich über eine Teilung der Plasmablasen, analog zur biologischen Zellteilung. Ein weiteres Kriterium für lebende Mikroorganismen ist der Informationsaustausch. Für diesen meint Sanduloviciu eine Entsprechnung in der Aussendung elektromagnetischer Signale zu sehen, die benachbarte Plasmablasen zu Vibrationen anregten. Lediglich an einer Analogie zum Stoffwechsel lebender Zellen scheint es zu fehlen.

Auch wenn die Plasmablasen viele wesentliche Kriterien für lebende Zellen erfüllen, hegen andere Wissenschaftler große Zweifel, dass solche physikalischen Effekte die ersten Vorbilder für die Evolution gewesen sein könnten. Biomoleküle könnten nur schwerlich unter diesen unwirtlichen Bedingungen mit hohen Temperaturen und elektrischen Entladungen überleben.

Doch Sanduloviciu will seinen Gedanken an einen neuen Ursprung des Lebens nicht direkt verwerfen. Auch wenn Plasmablasen kein Vorbild für irdisches Leben gewesen sein sollten, könnten sie die Grundlage für unbekannte Formen außerirdischen Lebens bilden. Nach seiner Meinung müssen die Suchkriterien deutlich erweitert werden. Denn „dort draußen“ könnte Leben in einer Form existieren, wie wir sie uns kaum vorstellen könnten. Und vielleicht liegt in den wachsenden, sich teilenden und miteinander kommunizierenden Plasmablasen ein neuer, ernstzunehmender Ansatz.

Anzeige
Jan Oliver Löfken
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Dossiers
Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Kat|zen|kraut  〈n. 12u; unz.; Bot.〉 verschiedene von Katzen gern aufgesuchte Pflanzen, z. B. Katzengamander, Katzenminze, Baldrian

He|te|ro|som  〈n. 11; Genetik〉 geschlechtsbestimmendes Chromosom [<zu grch. heteros … mehr

Eich|kat|ze  〈f. 19; Zool.〉 = Eichhörnchen; oV Eichkätzchen … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige