Amerikanische Ärzte haben das Herz einer Tumorpatientin mit Gewebeteilen von Mensch und Kuh zusammengeflickt. Mit dieser „Patchwork“-Arbeit ersetzten die Mediziner die Vorkammern des Herzens. Die ungewöhnliche Methode könnte eine mögliche Lösung für die Knappheit von Spenderorganen sein, berichtet die Fachzeitschrift Chemistry & Industry (Bd. 18, S. 9).
Die 46-jährige Patientin litt unter wiederholt auftretenden Tumoren an den Vorkammern des Herzens. Die Chirurgen Bartley Griffith und James Gammie vom Medizinzentrum der Universität Maryland entschieden daher, das kranke Gewebe endgültig zu entfernen. In einer mehr als fünfstündigen Operation ersetzten die Mediziner dann den fehlenden oberen Teil des Herzens mit gegerbten Gewebestücken von Mensch und Kuh. Aus den Teilen formten sie beutelartige Gebilde, durch die das Blut in die Hauptkammern des Herzens gelangen kann.
Durch die Prozedur der Gerbung, wie sie auch für die Herstellung von Leder verwendet wird, ist das neue Gewebe nicht mehr lebendig. Somit wird es auch vom Körper nicht als fremd erkannt. Das Patchwork-Herz läuft keine Gefahr, abgestoßen zu werden, und die Patientin muss keine Medikamente zur Unterdrückung ihres Immunsystems nehmen.
Die neuen Vorkammern funktionieren nicht genauso wie die eines gesunden Herzens, da sie sich nicht mehr eigenständig zusammenziehen können. Doch sie lassen nach wie vor das Blut in die Hauptkammern des Herzens durch. Außerdem sorgen normalerweise Impulse, die vom Gewebe der Vorkammern ausgehen, für einen regelmäßigen Herzschlag. Nun halten die Ärzte das Organ mit einem Herzschrittmacher auf Trab.
ddp/bdw ? Cornelia Pfaff