Kleinkinder begreifen offenbar sehr viel mehr, als ihnen von vielen Wissenschaftlern zugetraut wird. So lernen sie allein durch beobachten und noch bevor sie mit ihren Händchen zugreifen können, wie sich Dinge durch den Raum bewegen. Die dafür notwendigen Schlussfolgerungen wurden den Kleinen bisher aber nicht zugetraut, schreiben Psychologen im Fachmagazin PNAS (Online-Vorabveröffentlichung vom 25. August, doi10.1073,pnas.1630655100).
Scott Johnson von der Universität New York zeigte drei bis sechs Monaten alten Kleinkindern einen über den Computerbildschirm rollenden Ball. Später verdeckten die Forscher den sich bewegenden Ball kurzzeitig mit einem virtuellen Vorhang. An den Blicken der Kleinen erkannten die Forscher, dass die Kinder den Ball am anderen Ende des Vorhangs schon erwarteten, bevor er dort wieder auftauchte.
Die Kleinen hatten also allein durch Zuschauen etwas über die Bewegung des Balles gelernt, schreibt Johnson. Der Forscher wollte mit den Versuchen auch dem möglichen Argument seiner Kollegen vorgreifen, dass Kindern ein Verständnis von Objektbewegungen angeboren sei. In dem Fall würde es sich nicht um einen wirklichen Lernprozess handeln.
Johnson und seine Kollegen studierten daher auch die Blick von Kindern, die die Ballszene ohne virtuellen Vorhang nicht kannten. Diesmal erwarteten die Kleinen deutlich seltener das Wiederauftauchen des Balles. „Bisher wurde behauptet, Kleinkinder hätten überhaupt noch nicht genügend Zeit gehabt, um diese Art von Wissen zu erwerben. Tatsächlich erlernen sie es aber erstaunlich schnell“, sagt Johnson.
ddp/bdw – Andreas Wawrzinek