Ein aus Algen gewonnenes Gel könnte Frauen künftig vor Aids und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten schützen, ohne die Empfängnisbereitschaft der Frau zu beeinträchtigen. Vor dem Geschlechtsverkehr in der Scheide aufgetragen verhindert “Carraguard”, dass die Erreger sich an die äußeren Zellen des Geschlechtstraktes anheften und damit infizieren können. Forscher arbeiten zudem auch an der Entwicklung eines Gels, das gleichzeitig der Empfängnisverhütung dient. Das berichtet das britische Fachmagazin Chemistry & Industry (Ausgabe vom 18. August, Bd. 16, S. 4).
Der Hauptbestandteil von Carraguard ist der in Algen enthaltene Stoff Karrageen. Große, zuckerähnliche Moleküle in dieser Substanz entfalten die schützende Wirkung: Sie werden nicht vom Körper aufgenommen, sondern überziehen sowohl die Zellen der Scheide und des Gebärmutterhalses als auch eindringende Erreger mit einer Art Schutzfilm. Das Gel wird mithilfe eines speziellen Einweg-Applikators aus Plastik verabreicht, der eine einzelne Dosis enthält.
In Tierversuchen schützte das Gel vor Herpes Simplex vom Typ 2, vor dem menschlichen Papillomavirus, das mit der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs in Verbindung gebracht wird, vor der von Bakterien hervorgerufenen Gonorrhöe und vor einem Aids ähnlichen Virus. Auch erste Tests an Menschen waren vielversprechend. In einer großen Untersuchung, die im Jahr 2004 beginnen soll, wollen die Forscher nun herausfinden, ob das Mittel auch längerfristig sicher und verträglich ist. Dazu werden sie Carraguard über vier Jahre hinweg bei 6.000 südafrikanischen Frauen testen.
Karrageen ist in vielen Lebensmitteln wie zum Beispiel Suppen oder Eiscreme bereits seit Jahrzehnten als Stabilisator enthalten. Da der Stoff aus Algen gewonnen wird, ist er relativ preiswert. Zudem ist er temperaturunempfindlich, was ihn ideal für den Einsatz in Ländern der Dritten Welt macht.
ddp/bdw ? Cornelia Pfaff