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Futter schwangerer Mäuse beeinflusst Fellfarbe des Nachwuchses

Erde|Umwelt Gesundheit|Medizin

Futter schwangerer Mäuse beeinflusst Fellfarbe des Nachwuchses
Nahrungsergänzungsmittel wie Folsäure können möglicherweise die Erbsubstanz ungeborener Kinder verändern. Das legen Versuche an Mäusen nahe: Amerikanische Wissenschaftler beeinflussten die Fellfarbe neugeborener Mäuse, indem sie die Nahrung der Mütter während der Schwangerschaft umstellten. Verantwortlich dafür sind bestimmte im Futter enthaltene Stoffe, die Gene in den ungeborenen Mäusen abschalten, schreiben die Forscher in der Fachzeitschrift Molecular and Cellular Biology (Bd. 23, S. 5293).

Nahrungszusätze wie Vitamin B12, Folsäure, Cholin und Betain werden vor allem schwangeren Frauen oft zur Ergänzung ihrer Ernährung empfohlen. Welche weitreichenden Folgen solche Zusätze für die ungeborenen Kinder haben können, konnten Rob Waterland und Randy Jirtle vom Duke Comprehensive Cancer Center in Durham in einer Studie an Mäusen eindrucksvoll belegen: Wurden trächtige Tiere mit ihrer normalen Kost gefüttert, war das Fell der Mäusekinder gelblich. Bekamen die Mütter dagegen zusätzlich die Nahrungsergänzung, hatten ihre Nachkommen hauptsächlich braunes Fell.

Die Forscher wollten diesem Phänomen auf den Grund gehen und überprüften die Erbsubstanz des Nachwuchses. Sie konnten keinen Unterschied in der Abfolge der DNA-Bausteine feststellen, der die unterschiedlichen Fellfarben erklärt hätte. Die Forscher fanden aber eine andere Veränderung der Erbsubstanz: An die DNA der Mäuse, deren Mütter mit den Vitaminen behandelt worden waren, hatten sich so genannte Methylgruppen angelagert. Diese chemischen Schaltermoleküle blockierten das für die Fellfarbe zuständige Gen und veränderten so das Aussehen der Mäusekinder.

Obwohl eine solche Veränderung nicht die Buchstabenabfolge des genetischen Codes ändert, kann sie weitreichende Folgen haben, erklären die Forscher. Die Anhängsel führen dazu, dass Gene nicht mehr abgelesen werden können. Das verändert den Stoffwechsel der Zelle, die damit bestimmte Eiweiße in geringerer Menge oder gar nicht mehr produziert. Da die Schaltergruppen während eines frühen Stadiums in der Embryonalentwicklung angebaut wurden, sind diese Folgen permanent und können sogar vererbt werden. Die Studie habe zum ersten Mal eindeutig gezeigt, wie Nahrungsmittel die Anlagerung solcher Methylgruppen verändern und damit die Nachkommen beeinflussen können, schreiben die Wissenschaftler.

Das Anlagern von Methylgruppen ist nicht auf einen bestimmten Bereich der Erbsubstanz beschränkt. Daher könnten solche Nahrungsmittelzusätze durch den Anbau von Schaltermolekülen auf der einen Seite positive Auswirkungen haben. Möglicherweise legen sie aber auch lebenswichtige Genabschnitte still und verursachen damit Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Autismus, warnen die Forscher.

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