Amerikanische Forscher haben ein Gen identifiziert, das mit der Erkrankung manisch-depressiver Patienten in Zusammenhang steht. Eine Mutation in diesem Gen macht den Erkrankten übermäßig empfindlich für Veränderungen im Spiegel des Glückshormons Dopamin. Dadurch kommen die extremen Gefühlsschwankungen zustande. Das berichten die Wissenschaftler von der Universität in San Diego in der Fachzeitschrift „Molecular Psychiatry“ (Ausgabe vom 16. Juni).
Die Forscher untersuchten DNA-Proben von mehr als 400 Familien, in denen die Krankheit auftrat. Dabei fanden sie eine Mutation, die bei Patienten mit dieser so genannten
bipolaren Störung dreimal häufiger vorkam als bei gesunden Menschen. Die Mutation liegt in der Kontrollregion zum An- oder Abschalten eines Gens für ein so genanntes G-Protein. Dieses G-Protein kontrolliert die Aktivierung von Dopamin-Andockstellen im Gehirn. Die Mutation ist bei etwa zehn Prozent der Patienten für die manisch-depressiven Gefühlsschwankungen verantwortlich.
Ärzte vermuten, dass ein Drittel oder sogar die Hälfte der weltweit von der Krankheit Betroffenen kaum von existierenden Therapien profitiert. Allein in Deutschland gibt es laut einer Schätzung der Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen bis zu vier Millionen Patienten. Der Mangel an molekularen Zielen für Medikamente sei die größte Schwierigkeit bei der Behandlung der psychischen Erkrankung, meint Studienleiter John Kelsoe. Das identifizierte Gen könnte künftig einen neuen Ansatzpunkt zur Bekämpfung der Krankheit bieten.
ddp/bdw ? Christine Harbig