Neue Psychopharmaka, die mit vielen Vorschusslorbeeren in die Apotheken kamen, sind wahrscheinlich kaum besser als ihre Vorgänger. Das ergab eine erneute Sichtung klinischer Versuche, die die Vorzüge der neuen Medikamente angeblich belegen. Amerikanische Wissenschaftler im Fachmagazin „Lancet“ über ihre Ergebnisse (Bd. 361, S. 1581).
Moderne Psychopharmaka sollen hochwirksam und gleichzeitig arm an Nebenwirkungen sein. Stefan Leucht vom Zucker-Hillside-Krankenhaus in New York schreibt jedoch, dass bisherige Studien die Medikamente in einem zu positiven Licht zeigten und daher der Vorteil der neuen Mittel überschätzt würde. Lediglich das Mittel „Clozapin“, das bei schwer therapierbaren Schizophrenien eingesetzt wird, ist nach Einschätzung des Forschers herkömmlichen Medikamenten deutlich überlegen. Ansonsten seien die neuen Mittel im Durchschnitt nur etwas wirksamer als ihre Vorgänger.
Konventionelle Medikamente wie etwa das seit fünfzig Jahren erhältliche Chlorpromazin sollten daher nicht aus den Arztpraxen verschwinden, zumal sie deutlich billiger seien. Bei einer vorsichtigen Dosierung werden Patienten durch diese Arzneien keine unnötigen Risiken aufgebürdet, schreibt Leucht.
ddp/bdw ? Andreas Wawrzinek
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