Kehren die Kundschafterinnen der Ernteameisen in ihr Nest zurück, bringt ihr Körpergeruch die Arbeiterinnen im Bau dazu, zum Futtersammeln loszuziehen. Verantwortlich dafür sind bestimmte chemische Substanzen auf dem Ameisenkörper, welche die Insekten über ihre hoch sensiblen Antennen „riechen“ können. Wie raffiniert das Kommunikationssystem der Ernteameisen (Pogonomyrmex barbatus) funktioniert, darüber berichten amerikanische Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Nature“ (Bd. 423, S. 32).
Sozialstaaten von Insekten wie Ameisen oder Bienen unterliegen keiner zentralen Kontrolle. Daher müssen die Insekten ihr Leben ? beispielsweise das Sammeln von Nahrung ? auf andere Weise organisieren. Die Biologen um Deborah Gordon von der
Universität in Stanford konnten mithilfe künstlicher Ameisen zeigen, dass die Tiere, je nach ihrer Aufgabe im Staat, einen unterschiedlichen Geruchscocktail an
Kohlenwasserstoffen auf ihrem Panzer tragen und sich so miteinander verständigen.
Die Wissenschaftler behandelten dafür drei Millimeter große Glaskügelchen mit diesen Substanzen. Sie verwendeten sowohl Duftstoffe von ausschwärmenden Kundschafterameisen als auch von häuslichen Arbeiterinnen und legten diese künstlichen Ameisen dann in die Eingänge des Nests. Tatsächlich schwärmten bei den Kügelchen mit dem Geruch der Kundschafterameisen sehr viel mehr Arbeiterinnen aus als bei dem der künstlichen häuslichen Ameisen.
Wichtig war bei der Plazierung der Kunstameisen zum einen der Ort und die genaue Tageszeit. Zum anderen war es entscheidend, dass die Glaskügelchen nacheinander hinzugefügt wurden ? dem Verhalten der Kundschafterameisen entsprechend, wenn sie nach und nach einzeln von ihren Patrouillen zurückkehren.
ddp/bdw ? Stefanie Offermann