Das Tigerauge entsteht offenbar anders, als Geologen seit mehr als hundert Jahren annehmen. Die aus dem 19 Jahrhundert stammende Theorie, wie der goldbraune Halbedelstein zu seinen schimmernden Wogen kommt, muss nun berichtigt werden. Das berichten amerikanische Geologen im Journal „Geology“ ( Bd. 31, S. 323).
Das Tigerauge wurde bisher fälschlicherweise für ein Beispiel des so genannten Pseudomorphismus gehalten, schreiben Peter Heaney und Donald Fischer von der
Staatsuniversität Pennsylvania. Pseudomorphismus entsteht, wenn die Moleküle eines Materials durch andere ersetzt werden, die ursprüngliche Struktur jedoch erhalten bleibt. In versteinertem Holz ist dies beispielsweise der Fall: Das Holz wird durch Mineralien ersetzt, während seine Form erhalten bleibt.
Ursprünglich nahmen Geologen an, dass beim Tigerauge eisenhaltige Fasern durch das Quarzgestein Chalcedon ersetzt werden. Doch von Heaney und Fischer näher untersuchte Proben enthielten keinerlei Chalcedon. Die Forscher vermuten nun, dass ein anderer Mechanismus hinter der Entstehung des Halbedelsteins steckt, bei dem wiederholtes Aufbrechen und Versiegeln des Gesteins eine Rolle spielen. Die typische goldbraune Farbe bekommt der Halbedelstein dabei durch die Oxidation des im Gestein enthaltenen Eisens, sagen die Geologen.
ddp/bdw – Felicitas Eckrich