Die Wissenschaftler machten Videoaufnahmen von 92 jungen Paaren, die im Durchschnitt elf Monate verheiratet waren. Die Ehepartner diskutierten dabei in zwei Sitzungen über ein Ehekonfliktthema. In den anderen beiden Sitzungen besprachen sie ein persönliches Problem eines Ehepartners, das nicht mit ehelichen Konflikten in Zusammenhang stand. Für beide Bereiche durfte je einmal der Mann und einmal die Frau das Gesprächsthema auswählen. Weiterhin nahmen die Forscher an zwei Tagen Speichelproben, aus denen sie den Testosteronspiegel der Probanden bestimmten.
Aus den Videoaufnahmen bestimmten Cohen und ihre Kollegen die Fähigkeiten zur Lösung von Eheproblemen und die soziale Unterstützung für den Ehepartner. Wenn die Frau ? im Vergleich zu anderen Frauen ? hohe Testosteronwerte und der Mann ? verglichen mit anderen Männern ? niedrige Werte hatte, gab die Frau ihrem Mann mehr soziale Unterstützung. Allerdings wirkte sich auch ein relativ niedriger Testosteronwert beider Ehepartner günstig aus: In diesem Fall war das Diskussionverhalten des Ehemannes positiver und seine soziale Unterstützung für die Ehefrau höher.
„Hohe Testosteronwerte an sich müssen nichts schlechtes sein“, sagt Cohen. „Ein hohes Durchsetzungsvermögen kann positiv oder negativ sein, je nachdem, ob es zu Aggression oder zu unterstützendem Verhalten führt.“