Schwarzbären besitzen einen Mechanismus, mit dem sie den im Winterschlaf erlittenenen Knochenschwund wieder ausgleichen können. Das berichten amerikanische Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Clinical Orthopedics and Related Research (Bd. 408, S. 295). Das Verständnis der Knochenneubildung bei den Bären könnte die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden für Osteoporose beim Menschen erleichtern, sagen die Forscher.
Längere Unbeweglichkeit durch Bettlägerigkeit oder Unfälle führt beim Menschen zu raschem Knochenschwund. Da Schwarzbären jedes Jahr fünf bis sieben Monate Winterschlaf halten, verlieren auch sie in dieser Zeit Knochenmaterial. Die Wissenschaftler fragten sich, wie die Bären den Verlust von Knochenmaterial wieder ausgleichen und entnahmen von insgesamt 17 wildlebenden Schwarzbären Blutproben während des Winterschlafs und der aktiven Sommerperiode. Daraus bestimmten sie die Menge von zwei Substanzen: dem ICTP, einem Anzeiger für Knochenverlust, und dem PICP, das auf Knochenneubildung hinweist.
ICTP nahm bei allen Bären während der Winterperiode deutlich zu. Dagegen war PICP während des Winterschlafs in genauso großer Menge vorhanden wie in der aktiven Periode. Beim Menschen und bei anderen Tierarten ist die Knochenneubildung in Ruhephasen dagegen verringert. „Schwarzbären verringern möglicherweise den Verlust von Knochenmaterial, indem sie auch während der Ruheperioden gleichzeitig neues Knochenmaterial produzieren“, erklärt Koautorin Seth Donahue von der Michigan Technological University in Houghton.
Außerdem fanden die Wissenschaftler bei zwei Bären in der Phase unmittelbar nach dem Winterschlaf im Vergleich zu den späteren Sommermonaten etwa fünffach erhöhte PICP-Werte. Dies weist darauf hin, dass sich die Knochen der Bären auch schneller erholen als bei anderen Tieren. Da Schwarzbären während des Winterschlafs weder Urin noch Kot abgeben, könnte zugleich das im Körper verbleibende Kalzium für den Knochenaufbau genutzt werden, nehmen die amerikanischen Forscher an.
ddp/bdw ? Christine Amrhein