Spermien finden ihren Weg zur Eizelle, weil diese etwas wärmer ist als die Eileiterwand. Das berichten Michael Eisenbach vom Weizmann-Institut in Rehovot (Israel) und seine Kollegen in der Fachzeitschrift Nature Medicine. Diesen Mechanismus, der bisher nur bei Mikroorganismen und Würmern bekannt war, konnten die Forscher erstmals auch bei Säugetieren nachweisen.
Wenn Spermien in den Geschlechtstrakt eingedrungen ist, heften sie sich zunächst an die Eileiterwand, wo sie zum befruchtungsfähigen Zustand heranreifen. Anschließend lösen sie sich wieder ab und machen sich auf den Weg zur Eizelle. Die Wissenschaftler stellten nun fest, dass die Stelle, an der das Spermium heranreift, etwa zwei Grad Celsius kälter ist als der Ort, an dem die Befruchtung stattfindet. Bei Laboruntersuchungen mit Hasensperma fanden sie heraus, dass schon ein halbes Grad Temperaturunterschied die Spermien dazu brachte, sich zur Eizelle hin zu bewegen.
|
Weg des Spermiums zur Eizelle |
Bisher wusste man, dass die Eizelle den Spermien mithilfe einer chemischen Substanz den Weg weist. Da sich der Eileiter jedoch immer wieder wellenartig bewegt, kann sich diese Substanz nicht besonders effektiv ausbreiten und ist nur über kurze Entfernungen wirksam. Somit würden die Spermien auf dem ersten Teil ihrer Reise durch die Wärme der Eizelle geleitet, nimmt Eisenbach an. Erst wenn sie in die Nähe der Eizelle kommen, sorge das chemische Signal für die präzise Navigation bis zum endgültigen Ziel. Bei Untersuchungen mit menschlichem Sperma kamen die Forscher zu ähnliche Ergebnissen.
ddp/bdw – Christine Amrhein