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Sprache folgt dem Prinzip der geringsten Anstrengung

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Sprache folgt dem Prinzip der geringsten Anstrengung
Die Eltern pubertierender Teenager wussten es schon immer: Es ist möglich, mit nur einer minimalen Anzahl an Grunzlauten seine Bedürfnisse mitzuteilen. Der Redner folgt damit dem Prinzip der geringsten Anstrengung. Für den Zuhörer ist es freilich eine gehörige Anstrengung, diese Grunzlaute richtig zu interpretieren. Zwei Wissenschaftler von der Universitat Pompeu Fabra in Barcelona haben jetzt gezeigt, dass die menschliche Sprache das Ergebnis eines Ausgleichs der Interessen von Redner und Zuhörer ist. Die Forscher stellen ihr mathematisches Modell in den Proceedings of the National Academy of Sciences vor (Bd. 100, Nr. 3, S. 788).

Für den Zuhörer ist eine Mitteilung dann leicht verständlich, wenn der Redner eindeutige Worte verwendet und Zweideutigkeiten vermeidet. Beim Redner erfordert das einen umfangreichen Wortschatz, der zudem jederzeit aus dem Gedächtnis abrufbar ist. Je weniger Worte der Redner dagegen verwendet, desto anstrengender wird es für den Zuhörer, der dann eine beträchtliche Interpretationsleistung erbringen muss.

Der Computerwissenschaftler Ramon Ferrer i Cancho und der Physiker Ricard Solé haben nun in einem mathematischen Modell untersucht, welche Konsequenzen das Prinzip der geringsten Anstrengung für den Gebrauch von Worten hat. Für verschieden umfangreiche Sprachen ? angefangen mit aus einem einzigen Grunzlaut bestehenden Sprachen bis hin zu Sprachen mit einem unerschöpflichen Wortschatz ? berechneten die Forscher, welche Verteilung der Worte sich ergibt.

Die Idee dabei war: Die tatsächliche Wortverteilung ist bekannt. Die Verteilung der Worte in einem beliebigen Text in einer beliebigen Sprache folgt immer annähernd dem Zipfschen Gesetz. Demnach kommt das zweithäufigste Wort in einem Text etwa halb so oft vor wie das häufigste, das dritthäufigste ein Drittel mal so oft und so weiter. Dieses Gesetz fand George Kingsley Zipf (1902 – 1950) in den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Hinter dieser Verteilung vermutete Zipf schon damals ein Prinzip der geringsten Anstrengung, konnte es aber nicht beweisen.

Das Ergebnis der spanischen Forscher: Eine Verteilung der Worthäufigkeiten, die dem Zipfschen Gesetz folgt, ergibt sich nur für Sprachen, die dem Prinzip der geringsten Anstrengung genügen, die also möglichst wenig Anstrengung von Redner und Zuhörer verlangen. Außerdem fanden die Wissenschaftler, dass der Übergang von einer aus wenigen Lauten bestehenden Sprache zu einer sehr komplexen Sprache sprunghaft geschieht.

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Nur für einen sehr schmalen Übergangsbereich gilt das Zipfsche Gesetz. Dies spricht nach Meinung der beiden Spanier dafür, dass die menschliche Sprache während der Evolution nicht über einen längeren Zeitraum mit einem kontinuierlich anwachsenden Wortschatz entstand, sondern plötzlich auftauchte.

Axel Tillemans
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