Physiker der Universität von Kalifornien in Los Angeles glauben, dass die derzeitige Erholung der Aktienmärkte in den USA nur von kurzer Dauer ist und dass ein weiterer großflächiger Verfall der Börsenwerte im Frühjahr 2003 beginnen wird. Die Physiker hatten eine für die Ausbreitung von Rissen in Materialien entwickelte mathematische Methode auf Finanzmärkte erweitert. Darüber berichtet das britische Wissenschaftsmagazin New Scientist.
Der amerikanische Börsenindex S&P 500 (Standard and Poor?s 500) befindet sich in einem langfristigen Abwärtstrend ? es herrscht eine sogenannte „Anti-Blase“ oder Bärmarkt vor, postulieren Didier Sornette und Wie-Xing Zhou. Die Aktienkurse befinden sich demnach in einem langsamen, längerfristigen Verfall, der von kurzzeitigen, periodischen Aufschwüngen durchsetzt ist. Sornette und Zhou sind der Meinung, dass die derzeitige leichte Erholung des Aktienindex nur eine dieser Oszillationen darstellt und dass der Index im Laufe des nächsten Jahres noch weiter nach unten sinken wird.
Die Forscher haben die Entwicklung des S&P 500 Index mittels dreier mathematischer Gleichungen, die Rückkopplungsprozesse beschreiben, über die letzten Jahre hinweg nachgebildet und nun die Vorraussagungen dieses Modells für die nächsten zwei Jahre analysiert. Die Gleichungen eignen sich den Wissenschaftlern zu Folge besonders gut für die Beschreibung des Verhaltens von gekoppelten Gruppen wie den Käufern und Verkäufern in der Finanzwelt.
Ob sich die düsteren Vorhersagungen dieses Modells bewahrheiten werden, ist jedoch noch nicht abzusehen. Zum einen passen Börsenhändler ihre Strategien ständig den neuesten Informationen aus der Finanzwelt an. Daneben sind Börsenkurse natürlich auch von politischen Ereignissen abhängig, und diese lassen sich mit keinem noch so guten mathematischen Modell nachbilden.
Stefan Maier