Auch Insekten in der freien Natur altern, bevor sie schließlich sterben. Das konnten kanadische Biologen erstmals bei einer winzigen Fliege beobachten, berichten sie in der Fachzeitschrift “Nature” (Bd. 420, S. 377). Bisher haben Wissenschaftler Vergreisungsprozesse lediglich im Labor studiert. In freier Wildbahn dagegen hielten Forscher Altern bislang für unwahrscheinlich, da Tiere im Normalfall lange bevor sie altern durch Fressfeinde oder durch einen Unfall sterben.
Die Biologen um Russell Bonduriansky von der Universität Toronto beobachteten zweieinhalb Monate lang mehr als 600 Exemplare von Geweihfliegen (Protopiophila litigata) in freier Natur. Je älter die Tiere wurden, desto eher starben sie und desto geringer war die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich paarten, fanden die Biologen. Diese Beobachtung ist auf den ersten Blick zwar wenig spektakulär, doch ist sie ein Zeichen dafür, dass die Lebensfunktionen des Körpers mit der Zeit nachlassen. “Die Minderung von Überlebenschance und Fortpflanzung demonstriert eindeutig Altern”, erklärt Bonduriansky.
Die gerade zwei Millimeter kleinen Geweihfliegen werden nur vier Wochen alt und leben ausschließlich auf abgeworfenen Geweihen von Elchen oder Hirschen. Da diese Fliegen im Gegensatz zu anderen Insekten einen sehr eingeschränkten Lebensraum beanspruchen, sind sie leicht zu markieren und im Auge zu behalten. Außerdem gab es in der Gegend nur wenige Geweihe, so dass die Forscher sicher waren, ein abgeschlossenes System zu betrachten.
Cornelia Pfaff